Freitag, 31. August 2018

Plappert nicht wie die Heiden!

Matthaeus 66Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich. 7Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen.8Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet.…

So ermahnt uns Jesus, und wir tun selbstverständlich gut daran, uns dies zu Herzen zu nehmen. Doch der Streit über das "richtige" Beten besteht, seit gebetet wird. Die Grundsatzfrage lautet: Wessen Gebet ist mehr wert, jenes des beständigen (Viel-)Beters oder jenes des tief in sich/in Gott versunkenen Mystikers? 

Und selbst wenn Jesu Worte klar und nachvollziehbar sind, gibt es für beide Richtungen Vor- und Nachteile zu benennen, die man subjektiv unterschiedlich gewichten mag. Das schnell hingeworfene Vaterunser in aller Eile vor dem Einschlafen mag dem einen wie ein Frevel wirken, der andere sagt aber, es ist besser als nichts. Und dieses Nichts droht ein wenig, wenn wir uns auf jene Momente des Gebets beschränken, in denen wir vollständig in uns kehren können, in denen wir bereit sind, eine tiefgehende und womöglich zeitlich ausschweifende Bitte gepaart mit einem Dank an den Vater zu richten. Heute habe ich zu wenig Zeit, morgen fehlen Stimmung und Atmosphäre, übermorgen liegt gerade kein direkter Anlass zum Beten vor. Zugegeben, die Intervalle laufen Gefahr, sich zu verlängern.

Der Coolnessfaktor liegt ohne Frage hoch.
Klar, es sind Christen.
Die Vielbeter  – das sind oftmals auch die Murmler, bei denen man schon weiß, sie beten auswendig, ohne mitzudenken  – finden nicht nur, aber auch in der katholischen Kirche Betmöglichkeiten und Varianten en masse. Bereit als Kind stach mir der Rosenkranz ins Auge  ich empfand das monotone Plappern, dieses Geleiere als Frevel. Doch verstehe ich, dass viele den meditativen Aspekt des Rosenkranzes als religiös inspirativ empfinden.

Grundsätzlich scheint es eine Zweiteilung zu geben, die sich in etwa mit altkonservativen (nichtkonservative Christen/Katholiken besuchen ja lieber Seminare etc. als zu beten) und neukonservativen/radikalen Christen deckt. Die altkonservativen beten, wie man eben immer gebetet hat. Die neukonservativen, zumeist jüngeren versuchen, eine intensivere Erfahrung, nicht selten auf gefühlsbetontem Wege zu finden. 

Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes
geladen sind!
Eine Einladung, die man nicht ausschlagen darf!
Jemand, der diesen Weg  mit mittlerweile zahlreichen Anhängern beschreitet, ist Dr. Johannes Hartl, obwohl er persönlich als Vielbeter beiden Seiten zuzurechnen ist (23 Stunden/Tag). Doch er ist hier ein Grenzgänger, der von altkonservativen Christen skeptisch beäugt wird: Erhobene Hände beim Beten, charismatische Anklänge und ein Liedgut, das Emotionen im Religösen weckt, rufen Skeptiker auf den Plan. Sein Zugang zum Glauben fußt zu einem guten Teil auf dem Gefühl (musikalisch besonders gut darstellbar), was sich in der Sprache ausdrückt: z. B. sein sogenanntes Verliebtsein in Jesus gefällt nicht jedem, auch wenn Jesus doch der Bräutigam ist, insofern auch nicht gänzlich unpassende Wortwahl. 

Wege wie der moderne Lobpreis in Liedform sollten keinen alternativen Weg darstellen, sondern als Ergänzung dienen. Sie sind eine Möglichkeit, deine Gottesnähe auch in den Alltag zu integrieren. Nicht wenige dieser Lieder, egal ob auf Deutsch oder auch Englisch, sind theologisch sattelfest und interessant, und sie berühren dort, wo sich alles abspielt, was uns zu Kindern (Gottes) macht: im Herzen.


Dreifalt traut sich!


Wir sollen nicht plappern, doch unsere Zeit oft genug an den verschwenden (Wortwahl aus einem Hartl-Lied), der dafür sorgen wird, dass Zeit irgendwann für uns keine Rolle mehr spielen wird.


Am letzten Tag des meteorologischen Sommers wünsche ich dir, im Herbst öfter Kind sein zu können, einzutauchen in ein Vertrauen und in eine Verliebtheit, wie sie mit den Jahren bei vielen weniger werden. 

Und irgendwann  – wenn du es noch nicht warst  Braut oder Bräutigam zu sein. 

Ich gehe im September mit gutem Beispiel voran ...



Montag, 27. August 2018

In teuflische Klauen – der Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche

Selbstverständlich macht er das nicht klar,
er traut sich Untenstehendes eben nicht auszusprechen.
Reißerisch ist er, der Titel dieses Postings. Daran bist du sicher aktuell bzw. seit Längerem gewöhnt, wenn es um das Thema Kindesmissbrauch in der römisch-katholischen Kirche geht. Kirche böse, Religion böse  die Urteile stehen fest und sind so einfach Selbst der Papst, der seit meinem Wiedereintritt vor wenigen Wochen nach 2 Dekaden Absenz in die katholische Kirche sozusagen auch meiner ist, kommt dabei medial ins Schwimmen (siehe zahlreiche Berichte wie auch kurz im Screenshot rechts).

Wie sie alle die Schuld auf sich nehmen, sich entschuldigen - bei den Opfern, deren Angehören und bei Gott - und doch nichts Substanzielles am Problem ändern werden, solange man nicht den Kern angeht. Und das Böse zu benennen ist zumeist die halbe Miete: Wir kennen es aus Märchen ("Rumpelstilzchen") so gut wie aus der Theologie (jeder Exorzist ist als Erstes bemüht, den Namen des Dämons in Erfahrung zu bringen). Was liegt näher, als diese Vorgangsweise einer allgemeinen Problemlösungsstrategie hinzuzufügen?

Das Problem wird im Kern nicht genannt, weil es politisch unkorrekt ist und weil es vielen Geistlichen mittlerweile aus privaten Gründen, vielfach oft auch theologisch, unbequem ist: Es ist die Homosexualität! (Wer jetzt gar heftig erschrak, trinke einige Schlückchen Wasser!)

Die Homosexualität machte sich in den Priesterseminaren breit, wie mir ein Pfarrer ganz offen gesagt hat, es wimmelt dort vor Schwulen. Geistliche bis in die hohen Ränge können sich nicht mehr dazu durchringen, die Homosexualität als Sünde zu benennen (bevor jemand hyperventiliert, ganz im Sinne eines "Liebe den Sünder, aber hasse die Sünde!"). Kein Wunder, wenn es mitunter auch familiär bedingt schwer fällt, die eigenen Standpunkte zu vertreten, wenn es etwa Kardinal Schönborn löblich findet, dass sich jene homosexuellen Männer, mit denen er diniert, ja eh treu und gerade Vorbilder seien.

Der Missbrauch trifft Knaben, und zwar in 4 von 5 Fällen (Quelle und Analyse)! Kurz scharfsinnig nachgedacht: Wird sich eher ein homo- oder ein heterosexueller Mann an einem Buben vergehen? Und: Sind Homosexuelle eventuell grundsätzlich eher an jungem Fleisch interessiert? Mit Würgereiz vernahmen viele die entsprechenden Anspielungen etwa eines Hermes Phettberg, wenn er sich am  Gerede über Buben erregte.Hofiert von Medien und anderen wenig instinktsicheren Institutionen ließ man ihn und andere gewähren. Müssten nicht auch viele andere, nämlich außerhalb der katholischen Kirche ein lautes Mea Culpa! ausrufen?

Das Problem der schwulen Priester ist ein umfassendes, es spitzt sich aber im Missbrauch exorbitant zu. Wir können versuchen, diese schwarzen Schafe zu suchen, auszusondern, aber das wird niemals halbwegs aufhören, wenn man nicht den Zugang zur Herde unterbindet. 
Und damit endlich die wahren Schäfchen schützt!