Sonntag, 27. Januar 2019

Die Ketzer – Teil 2: Markion, der Erzketzer

In Teil 1 behandelten wir Grundsatzfragen und warfen einen Blick auf Paulus, den ich als den ersten Ketzer bzw. "Ketzer" bezeichnete. Mit Markion (auch: Marcion) sehen wir eine Figur, deren Ansatz kein unähnlicher ist, dessen Folgerung aber wesentlich radikaler ausfallen. Wie Paulus sieht Markion einen gewissen Gegensatz zum Judentum im Christentum, den er aber nicht als Präfiguration und das Judentum nicht als Basis des Christentums auffasst. Markion machte seiner Verdammung als "Erzketzer", wie er genannt wird, alle Ehre: Das Judentum, das Alte Testament sei abzuschütteln. Das Christentum gehe nicht darüber hinaus, es sei kein Entwicklungsschritt der Offenbarung, es sei etwas völlig Neues!

Mit Markion berühren wir Fragen, die uns Christen immer wieder unverständlich sind. Du dachtest dir bestimmt auch schon oft, dass Gott im Alten Testament in seinem Wesen ganz anders erscheint, als Jesus es war und als Jesus uns den Vater schilderte. Wie kann das sein? Werfen wir einen Blick auf Markion, sehen wir uns an, wie er diese Frage für sich und seine Anhänger ganz klar löst.

Was wir über Markion wissen, stammt
von seinen Gegnern, darunter Tertullian.
Markions Schriften sind nicht erhalten,
wurden nur rekonstruiert.
Der Begründer des Markionismus stammte aus Anatolien und lebte (vermutlich) von 85 bis 160 n. Chr. Seine Wege führten den wohlhabenden Mann nach Rom, wo er der christlichen Gemeinde einiges an Geld zur Verfügung stellte. Ebenda kam er auch mit gnostischen Ideen in Kontakt und bildete in der Folge seine eigene Theologie aus. Die Exkommunikation und Rückgabe der Spendengelder folgte. 

Wesentlich scheint der von ihm definierte Gegensatz zwischen dem richtenden, eifernden und wilden Gott des Alten Testaments und dem von Jesus offenbarten gütigen, milden und geduldigen Gott, der nicht richtet. Während Ersterer der bekannte Gott und Schöpfer der Erde ist, ist Zweiterer der fremde, unbekannte Gott, der nur Unsichtbares geschaffen hat. Hierin erkennen wir die Unterscheidung der Gnosis: Schöpfergott/Demiurg vs. Erlösergott. Den Weltschöpfer sieht er als Gott, aber als deus inferior (geringer Gott). Er ist auch Gesetzgeber (vgl. dazu die katholische Lehre/Johannesevangelium [Prolog], wonach das Gesetz durch Mose, die Gnade aber durch Jesus gekommen ist), ahndet dementsprechend Vergehen. Nachdem alles Materielle, Irdische von ihm stammt, sieht Markion es als nötig an, asketisch zu leben (Zölibat, Fasten). 

Die katholische Kirche hingegen folgte, so nennt es Adolf von Harnack in seinem Buch "Marcion: Das Evangelium vom fremden Gott", der Interpretation Paulus als dem nicht fremden, sondern dem verkannten Gott, der sehr wohl auch Schöpfer und Leiter der Welt sei. Wer sich intensiv mit Markion auseinandersetzen möchte, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt, hier als PDF online zu lesen. 

Die Gnostiker, Mystiker, auch manche Philosophen sahen in Gott, dem fremden Gott, weiterhin jenen der nichtmateriellen Welt – genau deswegen sei er ja fremd. Das ist ein schier unüberwindbarer Gegensatz, hier die Welt, wie wir sie kennen, mit allen Sinnen erfassen, dort der wahre Gott, der mit all dem nichts zu tun hat. Wir hier in kaum weniger als der Hölle, er dort im Himmel. Markion schaffte in seiner Theologie die Verknüpfung: Dieser wahre Gott, er kam in das Fremde, um uns zu retten – aus purer Gnade.

Markion, aus Sinope stammend, sah Widersprüchliches im Christentum, wie er es vorfand: Der Heiland macht alles neu, doch zugleich verbreitet man die alten Bücher des Judentums. Der Glaube fußte auf dem Logos, zugleich las und glaubte man die Mythen des Alten Testaments. Man verkündete die Auferstehung des Fleisches, sah darin aber auch eine Wurzel des Übels. Man predigte den liebenden Gott, machte aber Angst vor dem strafenden Gott des Weltgerichts u. v. m.

Was lag näher, als die Trennung klar zu vollziehen. Dort das Judentum mit seinen alten Vorstellungen, hier das Christentum, tatsächlich als neuer Wein in neuen Schläuchen. 

Die allegorische Figur Synagoga stand
mit verbundenen Augen für das jüdische
Nichterkennenwollen des Erlösers Jesus.
Das Ganze scheint umso interessanter, bedenkt man, dass Markion vermutlich von Kindheit an Christ war, mit dem Alten Testament gut vertraut. Selbst das Gerücht ging um, er sei der Sohn des Bischofs von Sinope gewesen. Vermutlich wollte er nie ein Sektierer sein, vermutet von Harnack. Und bereits in seiner Heimat sei er exkommuniziert worden, von seinem Vater höchstpersönlich. Verführung einer Jungfrau, behauptet eine antimarkionische Quelle. Das ist eher unwahrscheinlich. Harnack mutmaßt, dass er tatsächlich exkommuniziert wurde, aber aufgrund schwerer theologischer Abweichungen. Markion begab sich auf eine Propagandareise, er dürfte auch eine nicht unbedeutende Zahl an Anhängern gefunden haben, stieß aber auch bald auf heftigen Widerspruch. Sein Gang nach Rom – damals bereits nicht unwesentliches Zentrum der Christenheit – scheint ein Vabanquespiel gewesen zu sein. 

In Rom wusste man vermutlich noch nichts über seine Vorgeschichte. Eine Exkommunikation hatte damals aber auch nicht die Bedeutung von heute, sie war nicht allgemein gültig. Zwischen 139 und 144 scheint er sein Neues Evangelium, in dem er alle jüdischen Elemente entfernt hatte, sowie seine Antithesen geschrieben zu haben. Dann legte er seine Schriften vor: Große Ablehnung zeigte sich, Markion wurde nun aus der Gemeinde ausgeschlossen.

Wie reagierte Markion? Mit reformatorischem Eifer! Wir wissen wenig Genaues, sehen nur die Früchte: zahlreiche Gemeinden in allen Teilen des Römischen Reiches. Harnack spricht von einer großen, stabilen Kirche, die auf Markion fußte. 

Markion legte dar, dass Jesus den auserwählten 12 nicht dauerhaft zu erklären vermochte, dass er der Sohn des fremden Gottes, nicht der Sohn des Gottes des Alten Testaments war. Die Jünger hätten aber Lichtblicke gehabt, etwa, als einer darum bat, Jesus möge ihn lehren, wie man betet. Wäre man im alten Glauben geblieben, so ergebe die Bitte keinen Sinn. Doch fielen sie immer wieder in das alte Denken zurück, deswegen hätte Jesus von einem "ungläubigen Geschlecht" gesprochen. Die Urapostel seien aber keine Irrlehrer gewesen, sondern seien letztlich in einer Konfusion steckengeblieben. Paulus sei daher als gleichsam ein Entwirrer gewesen, der sich auf keine Überlieferung, sondern auf eine Offenbarung berief. Die 4 Evangelien betrachtete er als mit Fälschungen der Judaisten versehen. Genauer gesagt: drei seien gefälscht, eines sei nur verfälscht, nämlich jenes nach Lukas. Eine Begründung hierfür ist nicht überliefert.

Welche Motive leiteten Markion bei seiner "Bereinigung" des Evangeliums? Es waren diese 12:

  1. Der Gott des AT darf nicht als Jesu Vater erscheinen.
  2. Das AT kann Jesus nicht geweissagt haben.
  3. Der gute Gott war dem Weltschöpfer bis zu seinem Erscheinen verborgen.
  4. Der gute Gott ist nicht der Lenker der Erde.
  5. Er ist auch nicht der Richter, sondern der Barmherzige.
  6. Seine Verheißungen beziehen sich ausschließlich auf das ewige Leben.
  7. Jesus ist im Verhältnis zu seinem Vater modalistisch zu sehen (der Modalismus widerspricht der Trinität, Jesus ist nur eine Erscheinungsform des Vaters)
  8. Er hatte nichts Irdisches an sich, keinen Leib (Scheinleib, Doketismus), wurde nicht geboren, hatte keine Verwandten.
  9. Er hat das Gesetz nicht erfüllt, sondern aufgehoben.
  10. Er verlangt völlige Loslösung von der Welt.
  11. Nur Paulus ist ein echter Apostel, nachdem die anderen sich als unbelehrbar erwiesen.
  12. Er wird nicht als Richter wiederkehren, sondern, um die große Scheidung, die sich vollzogen hat, zu deklarieren.

Manch ein Leser wird sich bereits gefragt haben, ob Markion für seine Überarbeitung des Lukanischen Evangeliums auch auf apokryphe Texte (wo schließlich manch Gnostisches zu finden ist) zurückgegriffen hat. Das tat er nicht. Er hielt sich streng an eine Überarbeitung des dritten Evangeliums. 

Die Unterschiede zwischen dem Gott des AT und des NT sind für ihn evident. Die Frage der Gewaltanwendung, des Gerichts, der Auserwähltheit, auch des Wissens (der Gott des AT fragt, wo Adam denn sei ...), das sind Differenzen, die bereits Kindern mitunter auffallen und auf die selten jemand eine dem Laien angepasste Antwort kennt. Als die Menschen ihn vergaßen, erwählte er sich die Juden als sein Volk. Doch nach Markion enthält auch das AT Geschichten, die für Christen lehrreich sein können. 

Dass das Christentum Rituale wie die Beschneidung, die Festordnung, die Speisegesetze abgeworfen hat, versöhnte ihn keineswegs mit der "judaisierenden" katholischen Kirche. Der Krebsschaden war für ihn, dass man das Evangelium in das Alte Testament transponiert hat. Bloß äußerliche Zeichen änderten für ihn daran nichts.

Die Juden warten nach Markion noch zu Recht auf ihren Messias. Dieser wird nicht Jesus heißen und ein kriegerischer Gottessohn sein, der das Reich der Juden aufrichtet. Seine Wirksamkeit wird durch die Wiederkehr Jesu aber beendet werden.



Adolf von Harnack. Der provokante
Theologe lebte von 1851 bis 1930. Seine Schriften
riefen Widerspruch konservativer Kollegen hervor.
Wie sieht Markion den Menschen? Er ist auch für ihn gewissermaßen das Endziel der Schöpfung. Aber nicht deren Krone, kein imposanter Höhepunkt, sondern geradezu eine Tragödie. Der Mensch müht sich durch die Welt und durch sein Leben, lässt sich verführen, um am Ende zu sterben und zu verfaulen. Enthaltsam zu sein ist so auch ein Trotzen gegenüber dem Schöpfer, dazu noch Askese und Bereitwilligkeit zum Martyrium. Gerettet werden kann wenig überraschend nur seine Seele, nicht das Fleisch. 

Paulus stand manchem wohl Pate, insgesamt hätte er die Lehre Markion natürlich verworfen. Doch auch für Paulus war "alles neu geworden". Er hat das AT als Grundlage der Missionierung der Heiden und die Gesetze des AT außen vor gelassen. Harnack sieht in Markion einen Weiterbildner des Paulinismus. Er zeigt sich weiters grundsätzlich aufgeschlossen für dessen reformatorische Ideen (Harnack war liberaler protestantischer Theologe), vergleicht ihn auch mit Luther, der seiner Meinung nach den Schritt ganz weg vom AT vollziehen hätte können.

Wie ist Markion zu bewerten? Seine Theologie bricht mit allem, was katholisch, evangelisch oder orthodox ist. Ohne Frage ist er radikal, sein Leben war davon gezeichnet. Für die katholische Kirche brachte er Schwung in Hinsicht auf die nötige Kanonisierung der Schriften. Der christliche Osten scheint stärker von ihm geprägt worden zu sein, manche meinen, auch im Koran markionitische Züge erkennen zu können. Ohne dass er sich direkt auf die Gnosis bezog – er lehnte es auch ab, dass Geheimwissen nötig sei–, sind nicht zuletzt gnostische Züge eindeutig zu erkennen, seine Kontakte zu Gnostikern gelten als sicher. Insofern ist hier Vorsicht geboten, doch sind seine Thesen in sich konsistent, nicht Weniges ist denklogisch und bietet Erklärungen, die vielfach einleuchten. 

Ein Gespräch mit einem konservativ-katholischen Priester, das ich über Grundsätze des christlichen Glaubens führte, geriet ins Stocken, als ich das Alte Testament zur Disposition stellte. "So brauchen wir nicht weiterzudiskutieren", das zeigt, um welche Grundsatzfragen sich dieser Beitrag dreht.




Mittwoch, 9. Januar 2019

Die Dreifaltigkeit wirkt – Dreifalt auch

Schon die Überschrift kommt einem im Vergleich
irgendwie nicht unähnlich vor.
"Dreifalt schlägt Wellen!", wurde mir heute gesagt. Und siehe da, der letzte Beitrag scheint via Nennung der Tageszeitung "Die Presse" eben dort vernommen worden zu sein. Oliver Pink, Ressortleiter Innenpolitik, nahm sich die Caritas zart zur Brust. Gut, an sich kein Thema, das fern jeglicher Wahrnehmung liegt, doch der Glaube an den bloßen Zufall ist etwas, das die Menschen auch irrational Lotto spielen lässt. Dass justament jetzt auch die altehrwürdige "Die Presse" die Caritas thematisiert, noch dazu durchaus kritisch, anscheinend gar mit von diesem Blog vertrautem Vokabular, das ist erwähnenswert und auffällig.

Dreifalt-Leser hatten 1 Tag Vorsprung.
"Die Presse", gegründet im Revolutionsjahr 1848, galt lange Zeit als Flaggschiff des konservativ-liberalen Österreichs. Ihren ehemaligen Chefredakteur, Andreas Unterberger, ein prononciert rechtskonservativer Journalist (der diese Bezeichnung auch noch wirklich verdient), würdigte sie zu dessen 70. Geburtstag nur mit angezogener Handbremse. Längst ist man insgesamt angepasster, Beiträge, die kontroverse Diskussionen nach sich ziehen, sind rar geworden. Umso erstaunlicher, dass man sich nun an das Liebkind bestimmter Kreise heranwagt, ohne demütig zu kriechen.

Stünde nicht kurier.at dort oben, es könnten auch
Zeilen aus "Die Presse" sein. Zum Teil ähnelt es
einer Abschreibarbeit.
Der "Kurier", 1945 von der US-amerikanischen Besatzung gegründet, galt in den letzten Jahren vielen als im linken Flügel der ÖVP angesiedelt. In puncto Chefredaktion mit Martina Salomon im vergangenen Jahr neu aufgestellt, fürchteten in linken Kreisen manche eine leichte Verschiebung ins konservativere Milieu. Das war für mich bislang nicht augenscheinlich, doch immerhin: Auch der "Kurier" nahm sich in uns bekannter Art und Weise des Themas Caritas an. Einen Tag nach "Die Presse", heute, titelte man ein wenig vorsichtiger – Die Caritas: Zu grün, zu politisch?

Wie schon der Titel anders nuanciert gestaltet ist, so ist auch der Beitrag deutlich Caritas-freundlicher formuliert. Doch in der Substanz ist ein Versuch der ansatzweise kritischen Auseinandersetzung zu erkennen. 

Wann war zuletzt von katholisch-konservativen
Kreisen in den Mainstream-Medien zu lesen?
Aufmerksamkeit zu erregen ist von Bedeutung.
Wichtig ist ein medialer Diskurs, der nicht schablonenhaft verläuft. Nicht jeder Leser möchte von den ersten Zeilen an wissen, was ihn im weiteren Verlauf erwartet, welche Conclusio getroffen wird. Alternative Medien leben nicht zuletzt von diesem Gegensatz zu den vielen sattsam bekannten Allgemeinplätzen der etablierten Zeitungen und Zeitschriften. Nicolás Gómez Dávila, ein spannend zu lesender konservativer Schriftsteller und vor allem Aphoristiker, schrieb: 

Schließt man von den Meinungen einer Epoche die intelligenten aus, bleibt die „öffentliche Meinung“.

Seien wir zuversichtlich, dass nicht jeder Beitrag der sogenannten "öffentlichen Meinung" so unintelligent ist, wie das Zitat anklagt, und fordern wir auch die Qualität ein, die uns Lesern zusteht.
Wenn wir hier einen zarten (Neu-)Anfang sehen: Chapeau!

Montag, 7. Januar 2019

Pro Caritas – und daher gegen die heutige politisierende Caritas

Die Caritas (hingebende Liebe, uneigennnütziges Wohlwollen) ist ein essenzieller Eckpfeiler des christlichen irdischen Daseins, und das seit dem frühen Christentum. Vielleicht könnte man die Caritas neben der Bereitschaft zum Martyrium als zweitwichtigste Eigenschaft im Hinblick auf die Popularität des christlichen Glaubens nennen. Wenn man sagt, das Blut der Märtyrer war der Samen der Kirche, so war die gelebte Nächstenliebe sicher ein Dünger. 

Nicht zuletzt haben sich die Orden der Caritas angenommen. Die Krankenpflege ist ein wichtiger Punkt der Caritas, so taten sich so manche Orden im Dienst an der Linderung des Leidens, der Pflege der Menschen hervor. Die Geschichte der Krankenpflege ist geradezu eine Geschichte der Krankenpflege durch Orden! Und noch heute prägen Ordenskrankenhäuser das medizinische Ortsbild. Die Worte Jesu in Mt 25,3146 gelten als zentrale Botschaft hierfür:

Gerade den Geringsten zu helfen fällt oft schwerer als es aussieht.

Kranke, Witwen, Alte, Arme, Waisen, Fremde ... sie waren stets als Hilfsbedürftige identifiziert worden. Seit dem frühen 2. Jahrhundert ist diese Hilfe im Christentum in organisierter Form nachgewiesen, federführend beauftragt waren hierfür die Diakone, deren Einsatz früher ein anderer und von anderer Bedeutung war als heute, auch wenn sie durch den Priestermangel zunehmend wieder bedeutsamer werden. 

Wer könnte etwas gegen diese selbstlose Caritas haben, die einen rein dienenden Ansatz verfolgt? Niemand. Dass der heutigen Caritas als Organisation zu großen Teilen ein schlechter Ruf anhaftet, ist dem Personal und der damit verbundenen Ausrichtung zuzuschreiben. Den Nächsten hat man allzu lange ignoriert, um dem Fernsten zu helfen. Als man sich auch propagandistisch an der "Asylkrise" mitschuldig machte, war der Fernste plötzlich im eigenen Haus – und die Caritas frohlockte. 
Angebliche Gerüchte erwiesen sich nach und nach immer wieder als wahr, nachdem man jene beschimpfte, die diese kundgetan haben. Geldverschwendung, Luxusartikel ... es ist alles bekannt bis hinauf zu Finanzbeamten, die nichts ahnend etwa in Supermärkten ihre Arbeit taten und auf allerlei Seltsames stießen (z. B. jeweils das teuerste Produkt mit dem Hinweis an der Kasse, dass die Rechnung wieder an die Caritas gehe). Das bereits sprichwörtliche iPhone für Asylanten tat der Caritas offenbar so weh, dass sie einem Poster deswegen einen Anwalt auf den Hals hetzte. Dass dann ein Priester der Caritas durch die Pfarren tingelte, um dem anwesenden Kirchenvolk vorzuhalten, dass es böse sei, diese angeblichen Fake News zu glauben oder gar zu verbreiten und gegen die Caritas zu sein, rief bei manchen Ärger hervor, bei anderen ein Schmunzel, aber auch den Ruf: "Du sollst nicht lügen!" Insgesamt erscheint dieses Vorgehen als eines einer Kampforganisation mit auffallend heftigem Verteidigungsbedarf. Kehrt in euch, liebe christliche Geschwister der Caritas!

Dass die Caritas Gott Mammon nicht erst seit der Chance, im Zuge der Asylkrise abzucashen, hochgehalten hat, sah man auch in den von ihr betriebenen Altenheimen. Fragt einmal herum, in welches Heim verantwortungsbewusste Menschen geliebte Alte niemals geben würden, auch, wo alte Menschen, die sich informiert haben, nicht hingebracht werden möchten. Die Antwort lautet stets: ins Caritas-Heim. Lieber möchte man in die gemeindeeigenen Heime. Warum wohl? 

Wie man in den Altenheimen spart und auch von den gutgläubigen Freiwilligen und Spendenwilligen profitiert, so ist man in der Chef-Etage recht freigiebig. Ich möchte gar nicht den Caritas-Skandal in Deutschland als Beispiel bringen, sondern eine Zahl aus Österreich, die man im Jahr 2010 bekanntgab:

3.600 Euro im Monat für den Caritas-Präsidenten. Netto! Wohlgemerkt 2010. Wie viel der Präsident wohl heute bekommt?

Ohne schlechtes Gewissen fügte man hinzu, in der Privatwirtschaft würden diese Leute um 1/3 mehr verdienen. Ernsthaft? So wie die große Mehrheit unserer Politiker wären diese Menschen in der Privatwirtschaft doch gar nicht vermittelbar, jedenfalls nicht in Einkommenssphären, in denen sie sich unverdientermaßen aktuell befinden.

Letztlich agiert die Caritas seit Langem und zunehmend politisch. Wo die Kirche insgesamt links ist, wird sie von der Caritas noch heftig blinkend links überholt. Offene Grenzen, großzügiges Asyl/Unterstützung in Asylverfahren, Kampf gegen "rechts"/"Fake News"/etc. sind die Forderungen bzw. Betätigungsfelder der verblendeten Caritas-Christen. Dass sie dabei viel Applaus von dezidiert antichristlichen Personen und Organisationen bekommen, irritiert und stört sie nicht. 

Diese falsch verstandene Caritas/Nächstenliebe/Hilfsbereitschaft ist insgesamt ein Schaden. Sie schadet der ehrenvollen Sache an sich. Sie schadet einem alten und lange Zeit ausnahmslos positiv besetzten Begriff. Sie schadet jenen, die dabei unter die Räder kommen (z. T. nicht nur sprichwörtlich ...), sie schadet jenen, für die kein Platz mehr ist, für die nichts mehr da ist, weil sich andere Hilfe ergaunert haben. Helfen, wo nötig, Betrug aufzeigen, wo er stattfindet, das sollte eine Symbiose sein, um letztendlich der größtmöglichen Zahl an Hilfsbedürftigen zur Seite stehen zu können. 

So berichtete diewelt.de am 10. 12. 2018.
Die politisierende Caritas an der Seite von weltfremden und verantwortungslosen Politikern trägt dazu bei, Ressourcen zu verschwenden, Abneigung zu schüren, letztlich gar Hass heraufzubeschwören. Gegen diesen mit Anwälten vorzugehen erscheint mir nicht die richtige Wahl zu sein. Diverse Wortmeldungen vonseiten der Caritas oder ihr zu Hilfe eilender Personen aus Wirtschaft und Politik sorgten zuletzt selten dafür, dass man einander leichter die Hände wird reichen können. Es tun sich seltsame Koalitionen auf aus Vertretern der Wirtschaft und Möchtegernwohltätern von links, die nicht erkennen (wollen), wessen Dienst sie erfüllen. Die finanziellen Profiteure wie etwa Western Union (mitverantwortlich für den UN-Migrationspakt. Macht dich das auch skeptisch?) sind eigentlich nicht allzu schwer zu erkennen

Mir missfällt es offen gesagt,
wenn Banken politisch mitbestimmen.
Die politische Linke sieht darin
nichts Merkwürdiges.
Über Geschmack wollen manche sicher nicht streiten, wenn sie selbst die Sternsinger-Aktion der Katholischen Jungschar und die sich dafür einsetzenden Kinder vorschiebt, um den guten Zweck politisch zu instrumentalisieren. Lieb, wenn Kanzler Sebastian Kurz etwas vorgesungen wird und er dafür seine Brieftasche öffnet, aber unnötig, wenn man das für eine plumpe Aktion missbraucht. Die Zeitungen berichteten unkritisch, darunter auch "Die Presse" hier

Wir spendeten zweckgebunden (zum wiederholten Male) zu Weihnachten einer Caritas-Einrichtung. Hilfe für jene, die dieser bedürfen  mag sie auch selbstverschuldet sein, danach fragt man nicht im Moment der Not. Ein Zeichen, dass die Menschlichkeit über Trennendem steht. Menschlichkeit verbunden mit Vernunft und Wahrhaftigkeit. Vielleicht wäre das auch ein zukunftsträchtiger Weg für die Caritas. 

Es wäre ihr und uns allen zu wünschen, denn Caritas wird immer nötig sein. 


Donnerstag, 3. Januar 2019

Austreten? Rückerobern! – Holen wir uns unsere Kirche(n) zurück

Oft findet sich eine Alternative, mit der
man nicht rechnete: Heute krönte nicht die
übliche Spitze den Christbaum, sondern ein
dahergeflogenes Vögelchen!
"Wenn das so weitergeht ... trete ich aus", hört man oft von jenen, die diesen Schritt noch nicht gesetzt haben und die zumeist mit ihrer Glaubensgemeinschaft wenig zu tun haben. Zugegeben, das ist in der Regel der Weg von Menschen, die grundsätzlich nicht den Weg Christi verfolgen. Mitunter haben aber auch religiös fundierte Kritiker alles satt und entscheiden sich dafür, ihr religiöses Leben am Rande oder außerhalb einer kirchlichen Gemeinschaft fortzusetzen. Religöse Menschen, zumal konservativen Zuschnitts, entscheiden sich aber oft für ein Bleiben, ein Bleiben mit Wegschauen, mit schimpfen über die Verfehlungen der Kirchenoberen, aber eben statistisch gesehen ein Bleiben in Zustimmung. Ihr inneres Exil wird vielfach nicht wahrgenommen. Hast du jemals mit dem Gedanken gespielt, auszutreten? Bist du aus der Kirche ausgetreten? Vielleicht dient Folgendes dem Finden einer Alternative dazu.

Auszutreten ist eine einfache Option. Doch ist es die ideale? Ich selbst entschied mich nach 2 Jahrzehnten kirchlicher Absenz dazu, mich wieder der katholischen Kirche anzuschließen. Bewusst auch, um mich als Teil des großen Ganzen rechtmäßig zu beschweren, die katholische Lehre einzufordern, nicht als Kritiker von außen, sondern als Teil der Kirche, die ich letztlich auch nach dem Versprechen in meiner Hochzeitsmesse mitzugestalten habe bis in alle Bereiche des Lebens und der Gesellschaft hinein. Ich darf nicht nur, ich will nicht nur: Ich muss!

Und letztlich sind wir nicht so wenige. Wir – jene, die über öffentliche Aussagen von Priestern, aber besonderes von Bischöfen, Kardinälen oder auch dem Papst oft den Kopf schütteln. Wenn Kardinal Marx (Deutschland) in seiner Neujahrsrede die Anrede "Liebe Freundinnen und Freunde" verwendet, wähnt man sich im falschen Film. Selbstverständlich spricht ein geistig noch standhafter Kleriker von Brüdern und Schwestern im Glauben. Zeitgleich freut sich Kardinal Schönborn (Österreich) darüber, dass 2019 auch Homosexuelle (fürs Erste) standesamtlich heiraten dürfen. Seit Jahren fällt Schönborn mit Aussagen auf, mit denen er Homosexuelle hofiert, in ihnen mitunter Vorbilder sieht. Es mag in seinem Fall ein familiär erklärbares Verlangen sein, Schwule derart wertzuschätzen, katholisch ist es aber nicht. Der homosexuelle Akt versetzt in den Stand der schweren Sünde, der in den nächsten Beichtstuhl und nicht ins Standesamt führen sollte. 
Sich anzupassen widerspricht nicht nur Gottes Willen, sondern ist auch keine erfolgversprechende kirchenpolitische Option. Paulus kannte beide Seiten, er wählte letztlich die richtige.

Die Lämmer müssen also zu Hirten werden, wie auch hier im Advent als Wunsch geäußert. Mitgestalten anstatt mitzutreiben, und zwar den Fluss abwärts. Fragen stellen, Flagge zeigen, sich äußern, auch aufklären, sich vielleicht in Stellung bringen, Pfarrgemeinderat o. Ä. zu werden. Wenn das Schiff ohne Kapitän treibt, braucht es Helden. Es braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen, wo andere aus Scham oder Opportunismus schweigen oder dem Widersacher zustimmen. 
Alles, was etwas wert ist, ist mitunter herausfordern. Fürchtet euch aber nicht!
Holen wir uns die Deutungshoheit zurück, zum Wohle aller. Holen wir Christus zurück in die Liturgie, in das geistliche Leben. Und: 
Holen wir uns unsere Kirche(n) zurück!

Zu tun gibt es viel, warum sollen also nicht du und ich erledigen, was andere nicht mehr wagen?