Mittwoch, 27. Februar 2019

Vom Alten zum Neuen – und wieder zurück! Alter Ritus und neue Moden (nicht nur für Verliebte)

Papst Franziskus äußerte sich zu Jahresbeginn dahingehend, dass das Christentum revolutionär sei. Nein, er hat sich wohl nicht in die Reihe der Dreifalt-Leser begeben und dies wohl anders gemeint als es im Blog dargelegt wurde. 

Revolution als Bruch? Revolution als Unterbrechung
einer stetigen Entwicklung?
Revolution, was ist das? Im allgemeinen Verständnis ein Umsturz im großen, meist politischen Stil, gerne verbunden mit der Idee, die Unterdrückten hätten sich nun ein Stück weit befreit, ihre Lebensbedingungen verbessert. Auch die neolithische oder die industrielle Revolution zeugen davon, dass hiermit jeweils ein massiver Einschnitt in die Lebenswelt getätigt worden ist. 
Auch scheint es gewissermaßen wellenartig vonstatten zu gehen, die Phasen der Beruhigung, Etablierung dauernd eine Zeit lang an, ehe sich der Unmut freie Bahn bricht. Selbst in wirtschaftlicher Hinsicht – wenn schon das Stichwort der industriellen Revolution gefallen ist versuchte man, derartige Zyklen herauszuarbeiten. Der sowjetische Wirtschaftstheoretiker Nikolai Kondratjew (18921938) beschrieb die nach ihm benannten Zyklen in seiner Theorie der Langen Wellen. Innovation führe zu Investition, ebbt der zu erwartende Gewinn ab, kommt es zum Abschwung. In diesem Moment starte aber in der Regel eine neue Innovation, das Spiel beginnt vorn vorne. Der österreichische Nationalökonom Joseph Schumpeter prägte schließlich den Begriff der Kondratjew-Zyklen in seiner Arbeit zu den Begriffen der Innovation und des Innovators.

Ein anderes Bild im Zusammenhang
mit dem Begriff "Revolution".
Ist also Revolution ein Bruch, eventuell inmitten einer Fortentwicklung? Dies und doch mehr und etwas anderes als das, wenn man den Begriff von seiner historischen Verwendung her betrachtet, die Revolution ist demnach der Weg, die Bewegung, von einem Anfang hin zum Ende, welches aber genau jener Anfang ist. Im Lateinischen bedeutete revolutio das Zurückwälzen bzw. die Rückkehr. Dies ist schon ein ganz anderer Ansatz, als er uns heute für gewöhnlich in den Sinn kommt. Auch Kopernikus verwendete den Begriff nicht grundlos, um die Bewegung der Himmelskörper in ihren Bahnen zu beschreiben. Es ist stets ein Zurück, ein Zurück zum Ursprung (Und wer ist das Alpha und das Omega?).

Wenn hier vom revolutionären Christentum geredet wurde und wird, ist damit zweierlei gemeint: Es ist der Anspruch und die Haltung, nein zu sagen, nein zu einer Welt, die gottfern ist, nein zu allem, was den Lehren Jesu Christi widerspricht. Weniges drückt mehr Widerstandswille aus als ein für sich genommen so schlichtes Nein. Hollywood machte sich das in einer eindringlichen Szene in Planet der Affen: Prevolution zunutze und ließ Caesar als erstes Wort ein bedeutungsschwangeres NEIN! hervorgrollen. Ein Ja zu Christus bedeutet in der Folge, oft auch nein zu sagen. 

Dreifalt-Leser wissen es sowieso: Ex nihilo nihil fit!
Alles hat seinen Ursprung.
Ein Ja zu Christus bedeutet aber auch ein Ja zur Quelle. An einem Scheitelpunkt der Weltgeschichte trat Gott hervor, jene zu retten, die willens sind. Irgendwo im Nirgendwo. Dort, wo keiner aus dem Römischen Reich gerne hinging, eine Gegend, die nicht prädestiniert schien, dass irgendwann die Welt dort hin blicken würde. Dort hin, wo Christus wirkte. So wie Gott in den Schwachen mächtig ist, so passt der gewählte Ort genauso ins Bild. Warum nicht direkt nach Rom? Warum nicht als Sohn des Kaisers? Der Weg des Christentums war ein langer, beschwerlicher. Was hat ihm den Weg geebnet und dafür gesorgt, dass heute in so gut wie jedem Winkel der Erde das Evangelium bekannt ist und jeder Mensch die grundsätzliche Möglichkeit hat, Christ zu werden? Mir fällt nur ein Grund ein ... und das ist die zweite Seite des revolutionären Anspruchs: Es ist ein Zurück zum Vater, sich auf den Weg zu machen, die nötig ist. Wie die Planetenbewegungen sich von einem Punkt entfernen, kommen sie wieder zurück. Dieses Bild trifft das Wesen des Christentums und des Christen.

So grimmig schauen musst du nicht! Aber nein sagen,
dem Bösen widersagen, das schon!
Doch wollen wir auch auf den Titel des Beitrags zurückkommen! Als wenig eifriger Kirchgänger führten mich die Wege in diesem Jahr in 3 Messen, die jeweils bemerkenswert waren. Der Wille wäre öfter vorhanden gewesen, mein Aufenthalt in der Provinz erschwerte den Besuch einer Messe, ein Pfarrer ist nicht überall immer vor Ort in unserer Zeit. Aber so nahm ich allen Mut, meine Frau (an der Hand) und einen Freund noch dazu, und wir besuchten eine Messe im Alten Ritus. Unhöflicherweise verspäteten wir uns eher unverschuldet um wenige Minuten, der Priester begrüßte uns extra, wies uns beheizte Plätze zu, und wir fügten uns so gut es ging in den überwiegend lateinischen Ablauf ein. Überwiegend deshalb, weil die Lesung auf Deutsch erfolgte. Nachdem es sich offenbar um einen recht fixen Zirkel handelt, der sich dort versammelt, führte unsere Anwesenheit nach der Messe zu Fragen; wer wir seien etc. und zum Hinweis darauf, dass in einer anderen Kirche eine rein lateinische Messe gehalten würde. So dauerte es nicht lange, und meine Frau und ich besuchten auch diese. Dort erfolgte ausschließlich die Predigt, die exegetisch ausgesprochen mutig und konsequent war, auf Deutsch. Die gefühlte intensive Gläubigkeit der Anwesenden und die Atmosphäre an sich waren für uns jeweils berührend und mitreißend. Dass die Messe im Alten Ritus grundsätzlich Zulauf findet, kann nicht überraschen, wenn man sie miterlebt hat.

Man könnte meinen als Kontrastprogramm besuchten wir schließlich die "Messe (nicht nur) für Verliebte" im Klagenfurter Dom im Gefolge des Valentinstages. 20 Minuten vor Beginn betraten wir den Dom: Die Kirchenreihen waren gefüllt. Wir wurden gebeten, ganz nach vorne zu gehen, wodurch es sich schließlich ergeben hat, dass wir direkt neben dem Dompfarrer. der diese Messe zelebrierte, zu sitzen gekommen sind. Wer die augenblickliche Lage in Kärnten kennt, ahnt, dass der Dompfarrer ohne Frage zu den seriösen Anwärtern für das vakante Bischofsamt gehört. 
Ein im Kerzenschein anonym gefüllter Dom!
Der Gottesdienst wurde mit Liebesliedern überwiegend in englischer Sprache untermalt. Dazu gab es auch das eine oder andere Kärntner Lied. Als bekannt konservativer Christ beobachtete ich die Szenerie zugegeben mit Skepsis. Doch fügten sich die Lieder überwiegend gut ein, ich hatte niemals oder nur selten (das kaum noch zu ertragende, wirklich unchristliche "Halleluja" von Cohen ließ mich dann doch quasi um Verzeihung bittend in den Hochaltar blicken ... aber wenigstens verzichtete man auf die Strophen) das Gefühl, die Musik an sich wäre ein Grund, die Messe zu entheiligen. Angesichts der Tatsache, dass der Dom restlos gefüllt war, bis hinauf in den Chor, darf man den Verantwortlichen dazu gratulieren, so viele Menschen abseits von den großen Feiertagen in einen Gottesdienst zu bringen. Wenn es bloß daran liegen würde, die Musik ein wenig anzupassen, um die Menschen für die Kirche zu begeistern, wäre das eigentlich ein Klacks. Das sind "neue Moden", die man gelten lassen kann, wenigstens als Ergänzung. 

Jedenfalls gibt es in Klagenfurt mit Dompfarrer Peter Allmaier jemanden, der auf die Menschen offen zugeht, die Menschen heranführt, ihnen zeigt, wie schön es sein kann, (in der) Kirche zu sein. Alle Paare konnten sich im Anschluss segnen lassen, aufgrund unseres Platzes waren wir gleich an der Reihe. Am Anfang einer langen Reihe, für deren ausgiebige Segnung der Priester sich unheimlich viel Zeit genommen hat. Während wir uns bereits im Pfarrsaal bei Sekt und Knabbereien stärken durften, standen die Menschen Schlange, um den Segen als Paar zu empfangen. 

Eine schöne Sache, die man in Klagenfurt hier mittlerweile als Fixtermin etabliert hat. Wer eine nicht zu lange Anreise hat, der sollte sich diesen "Gottesdienst (nicht nur) für Verliebte" für das nächste Jahr vormerken!

Dir wünsche ich aber auf jeden Fall, dass du in Bewegung bleibst oder kommst  in die revolutionäre Bewegung.

Samstag, 16. Februar 2019

Sinnbild und (Un-)Sittenbild des Mainstreamjournalismus

Seriöser Journalismus oder plumpe Polemik?
Die Kritik an und die Agitation gegen den von der FPÖ gestellten Innenminister Herbert Kickl reißt nicht ab, wie im vorletzten Beitrag bereits moniert. Seit früher Jugend, seit bald einem Vierteljahrhundert gehöre ich zum Leserkreis etlicher Mainstreammagazine, dazu gehört auch das "profil". Insofern ist es vielleicht beruhigend, dass das Lesen dieser nicht unbedingt bedeutet, deren Inhalte ungeprüft zu übernehmen.

Die aktuelle Ausgabe liefert einen Leitartikel, der Bände spricht. Letztlich kann er als Sinnbild und (Un-)Sittenbild des Mainstreamjournalismus gelten. Die auch im Blog angesprochenen nicht mehr tolierbaren Zustände nicht zuletzt mit Asylanten möchte die Bundesregierung beseitigt wissen. Der Forderung des Innenministers schlossen sich maßgebliche Personen des Koalitionspartners ÖVP an. Grundvernünftig, etwas zu ändern, wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, oder nicht? Vermutlich gehört eine gehörige Portion Unbelehrbarkeit dazu, wenn man die Willkommensklatscherei nicht einstellen möchte. Stopp, das ist polemisch. Dagegen verwehre ich mich sofort, wie es auch im "profil"-Leitartikel getan wird, du wirst gleich sehen.

Ohne Polemik, betont man.
Wie kann man das nennen? Manche sagen dazu
vielleicht Täterschutz. Das wäre aber polemisch.
Nicht alle schließen sich der Vernunft an (darf man eigentlich noch "gesunder Menschenverstand" sagen?), unter der vorangestellten Entschuldigung, sich gegen Polemik zu stellen, kommt nichts anderes als diese in Reinkultur: Abschiebung straffällig gewordener Menschen mit Asylstatus sei nichts anderes als ... die Todesstrafe! Schließlich wissen man nicht, was mit diesen Verbrechern in der Heimat passieren würde. Dann darf natürlich ab sofort niemand abgeschoben werden, lieber Christian Rainer, jetzt hast du die Regierung mit deiner Nichtpolemik wirklich entwaffnet.

Die SPÖ macht auf hart:
Bei 3-maliger Gewaltanwendung kennen die Genossen
dann aber wirklich kein Pardon mehr. PUNKT!
Wie sieht die Haltung der größten Oppositionspartei, der SPÖ, in dieser Frage aus? Das erfährt man praktischerweise auch an dieser Stelle. Lasst uns davon ausgehen, dass die Stellungnahme von Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda keine Privatmeinung ist und als konzertiert gelten darf: 2-mal wegen Körperverletzung verurteilt worden zu sein und eine weitere Anzeige wegen Körperverletzung und sexueller Belästigung (man müsste nachfragen, ob alles zutreffen muss oder einer Frau/einem Mann/einem Kind wenigstens die sexuelle Belästigung auch erspart bleiben könnte) soll zur Abschiebung führen. Dem fügte er noch ein resolutes "PUNKT" hinzu. Ist das Law-and-Order-Politik der Marke SPÖ? 

Wo ein Wirrkopf ist, ist ein anderer nicht weit, sagte man mir einmal. Ich blättere um. Der Jurist und Menschenrechtsanwalt Manfred Nowak wird interviewt, thematisch natürlich einschlägig. Einschlägig war bereits seine Aussage im Jahr 2016, wonach eine Asylobergrenze nicht durchführbar sei. In rechtlichen Fragen gibt es bekanntlich so gut wie immer 2 Sichtweisen. Seidsdrum! 
Welchen Wert hat die Aussage, dass wir
auch Österreicher nicht abschieben können?

Im aktuellen Interview exorbitiert seine Sicht in der Aussage dass man schließlich auch österreichische Straftäter nicht abschieben könne! Potzblitz, damit muss doch wirklich allen klar sein, was denklogisch daraus schlusszufolgern ist: Das Folterverbot führe dazu, dass man in Länder mit Folter nicht abschieben dürfe, wobei man nicht immer genau wisse, wo gefoltert wird. Somit sei das der Preis, den wir – so der Wortlaut  zu zahlen hätten. Niemand darf  aufgrund einer Straftat einfach so abgeschoben werden! Der Mann hat dich immer noch nicht überzeugt? Der schreckliche Vorfall in Vorarlberg, den wir bereits im Blog angesprochen haben, an dessen Ende ein ermordeter Beamter stand, sei ein "Einzelfall". Der Mörder, der sich nie in Österreich hätte aufhalten dürfen, werde nun schließlich weggesperrt werden und stelle keine Gefahr mehr dar. 
Das werden sie dem Kickl wohl niemals
verzeihen. Dem gefällt das.

Das ist Juristendenken, dessentwegen mir Juristen seit jeher suspekt sind. Menschlichkeit sieht anders aus. So sehr wir gut ausgebildete, unabhängige Juristen brauchen, so froh bin, wenn ein Politiker etwas anderes studiert hat als die Juristerei. Wenn der formelle Bildungsstand vieler Volksvertreter für deren Positionen auch fragwürdig ist.

Der heutige Beitrag schließt sich in der Stoßrichtung an den gestrigen an. Das Klagen der Mainstreammedien über ihren Bedeutungsverlust ist ein nerviger Katzenjammer. Alternative Medien sind zur ernsthaften Konkurrenz geworden. Das ist nicht ausnahmslos positiv zu sehen. Aber bei Leistungen wie diesen zu verstehen.

Ich wünsche dir ein schönes Restwochenende und freue mich, wenn wir uns wiederlesen!




Freitag, 15. Februar 2019

Betrug am Auge als Ergänzung zum Betrug am Geiste

Wir sind von den Mainstream-Medien seit Jahren allerhand gewohnt. Längst sind Berichterstattung und Kommentar ineinander verschmolzen, Oft gibt bereits die Headline die Schlagrichtung vor. Die restlichen Zeilen sollten dem Leser die mühevolle Arbeit des (Be-)Urteilens schlicht abnehmen: Die 68er-Sesselhocker treten altersbedingt ab, ihre Kinder und Enkel folgen nach. Die Zeiten, in den bürgerliche, konservative oder liberale (echt liberal, nicht Sozialisten, die sich nun des Öfteren als Liberale tarnen) Journalisten und gar (Chef-)Redakteure anzutreffen waren, sind vorbei. Die Linksverschiebung in der Journalistenklasse ist evident.

2-mal 3 macht 4, widewidewit und 3 macht 9
ich mach mir die Welt
widewide wie sie mir gefällt!
Pippi Langstrumpf als Praktikantin in der Grafik.

So kennen wir den Journalisten zu gut als Kämpfer an der Seite seiner bevorzugten Ideologie, Fake News, die so oft wiederholt worden sind, dass sie eigentlich Fake Olds genannt werden müssten. Die Lügen sehen oft so alt aus, wie es die ideologischen Vorstellungen der (Neo-)Marxisten in Wahrheit sind. Die letztlich lebensfeindlichen Wahnideen des Ungustls Karl Marx (Kampf gegen die Familie, staatliche Strukturen, bürgerliche Werte, Gott) sind in der "freien westlichen Welt" Mainstream, während die Staaten, die auf diesen fußten, entweder längst auf tönernen Füßen in die Knie gegangen sind oder nach wie vor ihre Bürger Untertanen foltern, ausbeuten, unterdrücken etc


Zum Feld der Fake News/Olds ein spannender Fund, hinter dem man wohl kaum einen Lapsus des Grafikers, sondern viel mehr eine kleine Manipulation vermuten wird dürfen.  Abseits der berechtigten Frage, wer für das amateurhafte Lektorat dieser Grafik verantwortlich ist, musst du dich auch nicht um einen Termin beim Augenarzt kümmern oder dich sorgen, einen Schlaganfall erlitten zu haben. Du siehst richtig: 10,5 % sind mehr als 14 %. Natürlich sind 14 % auch näher an 8,5 % als an 14,5 %. Zweifelst du etwa daran, dass das stimmen kann? Da wird das "Ministerium für Wahrheit" aber keine Freude mit dir haben! 

Die so titulierte rechtspopulistische AfD wollte man wohl nicht ganz so stark erscheinen lassen, wie sie sich in der Umfrage zeigte. Die eigene Leserschaft aber für so blöd zu halten, dass dies keinem auffällt, sagt aber mehr über das Blatt als über die Leser. Ein belustigendes, aber doch ernstes Fundstück.

Sonntag, 10. Februar 2019

Recht und Vergebung, nicht Rache

Ein Beispiel für Stimmungsmache:
In welchem Zusammenhang steht Stacheldraht
mit Kickls Aussage? Wessen Hirn suchte
sich dieses "Symbolbild" aus? Symbolbild wofür?
Die vorhersehbaren und von kritischen und mutigen Kommentatoren vorhergesagten Ereignisse, die im Zusammenhang mit dem Zuzug (unrechtmäßig via Asyl, aber auch über andere Wege) im noch jungen Jahr 2019 die Berichterstattung überschatteten, sollen nicht Anlass zu Hass oder Rache sein. Die in Österreich geschehenen Morde (an Frauen) fanden im Mord an einem Beamten in Vorarlberg durch einen Asylwütigen und Asylwütenden ihre traurige Fortsetzung. Dieser hätte sich gar nicht im Schengen-Raum aufhalten dürfen. Dies zeigt nicht zuletzt, dass offensichtlich nicht einmal die bestehenden Gesetze im Umgang mit abgelehnten Asylwerbern eingehalten werden. Der zuletzt von Innenminister Kickl geäußerte Wunsch, rechtliche Rahmenbedingungen anzupassen, scheint ein frommer Wunsch zu sein, der bislang trotzdem vor allem Kritik an der Aussage hervorgerufen hat. 

Die ÖVP/FPÖ-Regierung wurde nicht zuletzt dafür gewählt, das rechtliche und soziale Pulverfass Asyl zu entschärfen. Dass laut Umfragen die Aussage, "das Recht hat der Politik" zu folgen bei 50 % Ablehnung/Skepsis hervorruft, ist entweder mutwillig fehlinterpretiert oder ein Zeichen für die Aufscheuchung der Bevölkerung gegen grundvernünftige Aussagen. Grundvernünftig – und in Wirklichkeit bestehende Rechtsnorm! Es ist in einem Rechtsstaat – wie er von Kickls Gegnern nun beschworen wird, während er beim Rechtsbruch der offenen Grenzen 2015 egal war selbstverständlich so, dass die Politik als Legislative den rechtlichen Rahmen vorgibt. Die Legislative, das ist in Österreich das Parlament, Bundesgesetze werden von eben diesem beschlossen. Dies infrage zu stellen bedeutet, den Boden des letztlich bewährten Rechtsstaates zu verlassen.
Dem Profil liegen zahlen vor, die die Untersützung
der Bevölkerung für Kickls Aussage infrage stellen.
Falsch befundet? Oder kann man davon ausgehen,
dass viele Menschen durch Desinformation den
gewünschten Standpunkt einnahmen?

Die angesprochenen Vorfälle sind nicht nur an sich bereits Anlass genug, dafür zu sorgen, dass die Sicherheit im Land wieder erhöht wird. Diese taugen auch dazu, Hass und den Wunsch nach Rache aufkeimen zu lassen. Nichts schützt davor besser, als die Ursache zu bekämpfen. Die Bundesregierung ist in der Pflicht, ihrer Aufgabe nachzukommen. Dass der linksliberale Mainstream sich weiterhin dagegen aussprechen wird, darf kein Hindernisgrund sein. 

Die Bevölkerung ist aufgerufen, einerseits Ruhe zu bewahren, andererseits selbst vorsichtig zu sein im Umgang mit "Risikogruppen" und Maßnahmen der Vernunft zu fordern, aber auch zu verstehen und gutzuheißen. Unser Rechtssystem birgt in sich den christlichen Grundsatz der Vergebung (in Form von Strafmilderung), der zum Teil als Schwäche verstanden wird (wohl von Verbrechern wie der Bevölkerung gleichermaßen), zum Teil aber auch gänzlich verkannt oder abgelehnt wird. Strafe wie auch Strafmilderung sind wesentliche Stützen einer funktionierenden Gesellschaft. Für uns selbst als Christen gilt, dass das rechte Maß zumindest gewahrt bleiben muss. Den Gedanken der bloßen Rache sollen wir für uns selbst wie auch für das Rechtssystem ablehnen bzw.zulassen, dass gezeigte Einsicht und Wille zur Umkehr honoriert wird. Freilich, bloßes Schauspiel ist möglich, aber sollte zu erkennen sein. Jedenfalls: Was für uns im Kleinen gilt, sollte auch im Großen Geltung haben. Wie wir messen, werden auch wir dereinst gemessen werden. Das ist kein Freibrief für die Bösen, sondern ein Schutz für die Guten.

Die Österreicher zeigen sich bislang überraschend besonnen. Nur ein funktionierender Rechtsstaat kann dies auch für die Zukunft garantieren. Hier in der Welt hat uns nicht zuletzt der Staat zu schützen. Das ist die Bringschuld dieser Bundesregierung. Dafür wurde sie gewählt. Daran wird sie gemessen werden.

Es geht darum, eine erreichte Stufe der Entwicklung zu bewahren und eine klare Haltung gegenüber jenen einzunehmen, die diese nicht erreichen wollen oder können. Die Message muss sein: Nicht jeder ist willkommen. Damit würde sich vieles erübrigen, nicht zuletzt die Spitzen der Fehlentwicklungen in Form von Gewalt und gar Mord.

Es geht um Recht und Vergebung – das ist das Neue Testament , nicht um Rache. 


Sonntag, 3. Februar 2019

Die Wahlen zum EU-Parlament am 26. Mai 2019 – ein erster Blick

Die Spitzenkandidaten und Listen der Wahl 2014:
Manche davon werden wir zum Glück
nicht mehr erleben müssen.
Doch: Kommt Besseres nach?
Alle 5 Jahre sind wir aufgerufen, das einzig direkt gewählte Gremium der EU, das Parlament, mit den in den Nationalstaaten gewählten Mandataren zu beschicken. Alle übrigen Gremien und Personen werden durch Absprachen, die sich dem einfachen Bürger entziehen, bestimmt. Insofern kommt dem EU-Parlament eine gewisse Bedeutung zu, auch wenn es politisch nicht allzu mächtig ist. Zu Recht scheinen sich die bislang Etablierten aber vor dem drohenden Ergebnis zu fürchten: Rechts rockt! – so könnte es auch nach den "EU-Wahlen" heißen.

Die bösen Rechten/Rechtspopulisten sind im Aufwind, in Österreich neigt man gar dazu, beide Regierungspartner diesem Spektrum zuzuordnen (wiewohl die ÖVP selbstverständlich klar im klassisch-konservativen Bündnis zu verorten ist). Ob das nun die Tragik ist, die Mainstreammedien herbeischreiben, möge jeder für sich beantworten. Die Schuld daran liegt aber genau in diesem Mainstream (Parteien und Medien), der die Wähler zu diesen Parteien getrieben hat und treibt. In Österreich etwa die FPÖ zu wählen ist kein Akt des Wohlfühlens, es ist ein Akt der (für die Verhältnisse der Alpenrepublik wenigstens) Rebellion. 

Die (aktuellen) Fraktionen und ihre Stärke
EU-Wahlen galten und gelten als wenig bedeutsam, umso mehr beklagten/bewarben manche, eigneten sich diese für eine "Watsche" für die Regierung. Nun, in Österreich könnte dies ein anderes Ergebnis bringen, als man gemeinhin damit beabsichtigte, auszudrücken. 

Die alten Großparteien führen mit ihren Fraktionen jeweils deutlich das EU-Parlament an. Ob sich möglicherweise erstarkte Rechte/Rechtspopulisten zu einer einzigen gemeinsamen Fraktion finden werden, ist unklar, nach akuellem Dafürhalten sogar eher unwahrscheinlich. Vermutlich werden jene, die in Regierungsverantwortung sind oder dort hin drängen, dem Druck nachgeben und die "Schmuddelkinder" links rechts liegen lassen.

Welche Parteien treten fix zur Wahl an? Ein Blick auf die Kandidaten und die Ziele.

Die ÖVP versucht es mit einer Doppelstrategie: Othmar Karas bleibt auch 2019 Spitzenkandidat. Der bislang vor allem durch EU-Hörigkeit aufgefallene Linkskatholik gilt als Gegner von Bundeskanzler Kurz und Kritiker der ÖVP/FPÖ-Regierung. Ihn in Brüssel zu belassen gilt manchen als Schachzug von Kurz, damit dieser quasi ruhig gestellt wird. Allerdings muss man hier anmerken, dass mit dem politischen Aus in Brüssel auch das allgemeine politische Ende des Politdinosauriers Karas eingeläutet werden würde. Auf Platz folgt die junge, als konservativ geltende Karoline Edtstadler. Sie gilt als Kurz-Vertraute, und es bahnt sich hier ein (türkiser) Vorzugsstimmenwahlkampf an, der in Summe die ÖVP stärken soll. Ob die Taktik für die ÖVP voll aufgeht, ist ungewiss. Hinter diesen beiden folgen mit Ausnahme des bekannten ORF-Gesichts Wolfram Pirchner, der auch als "Lebensberater" fuhrwerkt, eher No-Names. 2014 reichte es trotz eines Minus von 3 % zu Platz 1, die 27 % sollten ohne groben Patzer wenigstens zu überbieten sein.

Lange Haare, bislang keine erbrachten Leistungen,
fragwürdige Ansichten, sprachliches Handicap.
Was tun?
Den schicken wir ins EU-Parlament!
Die SPÖ tritt mit dem wenig charismatischen Andreas Schieder an 1. Stelle an. Diese sollte eigentlich der ehemalige Kanzler Christian Kern übernehmen, wäre es jedenfalls nach ihm gegangen. Auf den Plätzen hat die SPÖ kein bundesweit bekanntes Gesicht aufzubieten, eventuell mit Ausnahme des Sohnes des Kärntner Landeshauptmannes, der mit unwürdigen Tweets ein wenig Aufmerksamkeit erregte. Ob man mit diesen Personen den "aufgelegten Elfmeter" gegen die Regierung wird verwandeln können? 2014 reichte ein kleines Plus für Platz 2. Die 24 % zu überbieten sollte die Minimalanforderung sein. 

Die FPÖ schickt abermals Harald Vilimsky an vorderster Front in die Wahl. Dahinter wird es keine großen Aha-Effekte geben, die Kandidatenliste ist zum heutigen Tag aber noch ausständig. Vilimsky gilt als grober Klotz, vielleicht kann dies aber dazu beitragen, das Ergebnis von 2014 auch in der nun ohne Frage schwierigeren Situation als (kleinerer) Regierungspartner wenigstens zu halten. Die knapp 20 % sollten innerparteilich als Untergrenze gelten.

Die Grünen denken sich wohl, wenn jemand den kürzlichen Untergang mitzuverantworten hat, wird er daraus gelernt haben: Werner Kogler ist seit Herbst 2018 nun nicht nur Bundessprecher der Grünen, sondern gilt auch als designierter Spitzenkandidat (die Liste ist noch nicht fixiert) für die EU-Parlamentswahlen. Seine Kür stünde für parteiliche Sicherheit: Das (bislang) grüne Klientel kennt und schätzt ihn. Ob das reicht, um in der grünen Krise die 14,5 % erneut holen zu können?

Die NEOS versuchen es mit dem wohl attraktivsten Gesicht dieser Wahl: Claudia Gamon. Gamon provozierte zuletzt mit der Forderung nach Abschaffung der österreichischen Neutralität und ihrem Einsatz für eine EU-Armee. Das wird den potenziellen Wählerkreis einschränken. Die 8 % von 2014 sind wohl das Höchstmaß des zu Erreichenden.

Die ehemalige Liste Pilz, nun "Jetzt", wird nach den Querelen und Skandalen besonders rund um ihren Parteigründer Peter Pilz bangen müssen, den Einzug ins EU-Parlament zu schaffen. Noch ist die Kandidatenliste unbekannt, einzig das Gerücht, Johannes Voggenhuber würde antreten, könnte die Sensation des Einzugs ermöglichen. In den Minuten, da dieser Beitrag verfasst wird, wird für morgen eine Pressekonferenz Voggenhubers gemeinsam mit Parteichefin Maria Stern angekündigt. Der alte grünalternative Haudegen wenig bekannter Fun Fact: Schwiegersohn des verstorbenen FPÖ-Rechtsaußen Otto Scrinzi  könnte die Liste "Jetzt" noch einmal in ein Vertretungsgremium bringen, ehe sich das Kapitel wohl wieder schließt. Und seiner einstigen Partei, den Grünen, einige Stimmen kosten.

Die CPÖ (Christliche Partei Österreichs) hat ihre Kandidatur angekündigt. Ihr bekanntester Proponent, Rudolf Gehring, gilt als Verdächtiger im BVT-Skandal. Suboptimale Voraussetzungen, um die bisherigen ohnedies schwachen Ergebnisse der konservativen Christenpartei zu überbieten. Einzugschancen ins Europäische Parlament: 0

Das Ergebnis von 2014:
Nicht nur daran müssen sich die Kandidaten
messen lassen.
Was spricht dafür, an den Wahlen teilzunehmen? 

Nachdem die Wahlbeteiligung sehr niedrig sein wird (zuletzt 45 %), zählt die einzelne Stimme etwas mehr. Der Einfluss der Gewählten im EU-Parlamentsmoloch ist verschwindend, die Symbolik der Wahl darf allerdings nicht unterschätzt werden. Die EU torkelt aktuell, die eingeschlagene Richtung sorgt für Probleme, nicht zuletzt das unwürdige Schauspiel rund um den BREXIT hat Türen geöffnet, die lange geradezu als inexistent galten. Nachdem viele Beschlüsse nur mit Rücksichtnahme auf die EU-Partner/Gremien getroffen werden können, ist auch der Kurs des EU-Parlaments nicht bedeutungslos. Nicht zuletzt ist hier an das (viel gescholtene) Diktum des Innenministers Herbert Kickl zu denken, wonach sinngemäß die Hände der Politik gebunden sind, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht passen. Da das Recht letztlich von der Politik beschlossen wird, gilt es, die Handlungsfähigkeit zu erhöhen.

Wen wählen?

Als Christ und vielleicht auch für jeden, dem das Überleben Europas in einer würdigen und sozial stabilen Zukunft wichtig ist, könnte die Frage hilfreich sein: Wer glaubt an den Erlöser Jesus Christus und ist bereit, sich vor ihm hinzuknien? Ich fürchte, die Wahl wird dann auf wenige (Spitzen-)Kandidaten beschränkt sein.