Dienstag, 5. Juni 2018

Wladimir Putin - der Jäger erlegt den Wolf

Es tut nichts zur Sache, dass ich persönlich Wladimir Putin weder traue noch ihn für den Guten in einem für mich abgekarteten Spiel mit Menschen und deren Leben halte, was man gemeinhin Weltpolitik nennt. Doch Putin vertritt Positionen, die in vielem dem Mainstream widersprechen und gibt so diesen Raum, und schafft es im Gegensatz zu anderen, hierbei weder unsouverän noch obskur oder gar wie ein Verschwörungstheoretiker zu wirken.

Putin beehrte dieser Tage Österreich, ein Land, das er - wie bekannt ist - auch persönlich sehr schätzt. Vier Jahre, nachdem er bei seinem Staatsbesuch 2014 unter anderem auch Christoph Leitl (WKO-Präsident) erdulden musste, übertrifft Armin Wolf den an Peinlichkeiten nicht armen Leitl überraschend doch noch einmal. Während Leitl nur die humorvolle Seite in Putin zum Vorschein brachte, entwickelte sich das Verhör Tribunal Interview von Wolf mit dem russischen Präsidenten zu einem harten Duell. 

Doch für Interessierte zuerst hier ein Rückblick auf Leitl, der für Putin wohl nur eine Witzfigur darstellte:


Grandios ja auch unser damaliger Präsident, Heinz Fischer, der versuchte, auf Russisch bis Drei zu zählen, doch dabei ins Italienische geriet. Auch das Streicheln Putins ist in diesem Rahmen eher unpassend.

Doch weiter zu Putin vs. Wolf: Ich verwendete vorhin das Wort "entwickeln", doch das Gespräch entwickelte sich nicht, sondern war ab der Einstiegsfrage von Wolf ein bloßer Angriff. Interviewtechnisch ein großer Fail. Belustigend, auch für Putin, dass Wolf hier einen jener Männer, die die Geschicke dieser Welt mitbestimmen, vor sich sitzen hat, und kleinkariert die ersten Fragen bezugnehmend auf die FPÖ stellt. Augenscheinlich, dass Wolf hier nicht nur wie auf Twitter monothematisch unterwegs ist, sondern mittlerweile wohl Anzeichen pathologischen Verhaltens aufweist. Ohne Frage vorab instruiert, welch Geistes Kind Wolf ist und was ihn erwarten wird, nahm Putin den Fehdehandschuh auf. Seine Konter saßen: Wolf wurde sichtlich nervös, zumal er nicht zuletzt an seiner Achillesferse getroffen wurde - der Eitelkeit. Putin schaffte es mehrmals, ihm Uninformiertheit und Voreingenommenheit vorwerfen zu können, was für den neutralen Zuseher entsprechend angekommen ist.

Einzig das Thema Abschuss eines malaysischen Flugzeuges über der Ukraine durch eine russische Rakete brachte den Zaren (Putin fand diese Anspielung durchaus nicht ganz unzutreffend, könnte man meinen) dezent ins Schwitzen. Damit wurde das Gespräch noch einmal hitziger, die Doppelmoral des ORF-Journalisten in der Folge durch Bemerkungen Putins ebenso augenscheinlicher.

Wolf selbst sieht sich seither als Sieger (gut, eine Niederlage würde er nie eingestehen) und inszeniert sich auf Twitter mit zur Stunde knapp 20 (!) Tweets zum Interview. Journalismus als Selbstdarstellung, dafür zahlt man doch gerne die Rundfunkgebühren! 
Ist das Gespräch an sich doch nur eine Randnotiz, so steht es doch für das Dilemma und die Sackgasse, in der sich der zeitgeistige Linksliberalismus, der medial und metapolitisch vorherrscht: Ignoranz und Selbstgefälligkeit,  Unverständnis für andere sowie für die Spielregeln der Politik und die Realitäten der Kulturen, gepaart mit moralischem Übereifer, den man selbst wohl als inquisitorisch bezeichnen würde. 







Ich wünsche dir einen schönen Sommer, in dem wir uns meteorologisch bereits befinden, und danke dir für den Besuch!