Dienstag, 23. Oktober 2018

Messbesuche zum Kopf-/Händeschütteln

Als viel zu nachlässiger Kirchgänger ergab es sich am vergangenen Wochenende, dass ich die Sonntagsmesse doppelt besucht habe (Vorabend + Sonntag). Die eine Messe feierte ich in einer Landgemeinde, die andere in einer Landeshauptstadt. Dort wie da ein Bild, das nachdenklich stimmte.

Die Landgemeinde tat sich in besonderer Weise in der Selbstdarstellung kirchlich engagierter Brüder und Schwestern hervor. Rund um den Volksaltar tummelten sich neben dem Priester und der Ministrantin 3 weitere Personen: der Messner, der während des Gottesdienstes auf seine Aufgabe, mit dem Opferstock seine Kreise zu ziehen, beschränkt blieb. Dazu eine Dame, die die Fürbitten und die Lesung darbrachte, dazu aber gleich mit einem Sessel neben dem Altar sitzen blieb. Da es dem Priester krankheitsbedingt schwer fällt, längere Zeit zu stehen, wurde die Hostie von einer weiteren Dame ausgeteilt. So weit, so suboptimal. Letztere Dame tat sich besonders unsympathisch hervor, fuchtelte wirsch in Richtung der Ministrantin, diese mögen angetanzt kommen, die Kommunion zu empfangen, während die Dame mit dem Leib Christi in Händen rund um den Altar tänzelte, um sie dem überbordenden Messpersonal zu bringen.

Wir erhoben uns aus der Bank, um uns für die Heilige Kommunion anzustellen. Am Weg dorthin entspann sich ein kurzer Dialog zwischen meiner Frau und mir bzgl. der Mundkommunion aus ungeweihten Händen. Ich wollte jedoch die Hostie nicht auch noch zusätzlich angreifen und meinem Glauben entsprechend den Leib Christi in den Mund gelegt bekommen. Die Dame zeigte sich darüber bass erstaunt, offenbar sind die Mundkommunionsempfänger weitgehend ausgestorben. So stockte sie, als ich meine Hände gefaltet behielt, bis sie mir letztlich doch zu früh die Kommunion spendete und ich sozusagen mit vollem Mund mein Amen murmeln musste.

Dass die Wandlungsworte "falsch" gesprochen werden ("für alle ..."), ist man leider schon gewohnt. Es sollte gerade an diesem Sonntag für so manchen augenscheinlich gewesen sein aufgrund der Lesung (Jesaja, "Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; ..."). Dass das Gotteslob gut versteckt am Rande der Bank postiert wird, anstatt es gut sichtbar zu verteilen, tat sein Übriges. 

Die Orgel spielte am Ende der Messe noch, als die Kommunionsspenderin schon von Bank zu Bank eilte, um Bekannte zu begrüßen. Das übertraf den unseligen "Friedensgruß" unmittelbar vor der Wandlung noch einmal. Ein insgesamt unwürdiges Schauspiel, auch wenn der Priester schön predigte und sein Einsatz trotz schwerer Krankheit löblich ist.

Tags darauf der direkte Vergleich in der Stadt. Direkt vor der 3. Messe am Sonntag gab es ein Konzert im Dom, sodass etliche Kirchgänger fragend durch das Gotteshaus stolperten, weil die Aufräumarbeiten noch im Gange waren. Die Messe wurde in einer Kapelle gefeiert, die leider zu klein war, sodass einige Gläubige stehen mussten und das Gedränge bei der Kommunion groß. Der Priester genoss die Selbstdarstellung, predigte aber bemüht. Die leider in einem liturgischen Gewand, das keine christliche Symbolik aufwies, sondern an ein modernes Kunstwerk erinnerte. Am Ende verabschiedete er sich mit Handschlag von jedem einzelnen Besucher, was durchaus positiv zu bewerten ist. 
Das Problem vor und bei der Wandlung bestand auch hier: Unmittelbar davor werden die Gläubigen aus der Andacht gerissen, drehen und wenden sich in alle Richtungen, beugen sich weit und weit über Kirchenbänke, ja, sie laufen sogar kreuz und quer, um einander den Frieden zu wünschen – was für mich so zu einem Showelement verkommt. Ein Schaden für die Betenden, noch dazu unmittelbar vor dem Herzstück der Messe  der Wandlung.

Ich bin nicht grundsätzlich gegen den Friedensgruß, der auch für die Urchristen bezeugt ist. Doch alles zu seiner Zeit! Papst Benedikt XVI. ordnete 2005 an, die (Un-)Sitte des Händereichens zu überprüfen, vor allem die Ausartung und den Zeitpunkt. Das Ergebnis wurde unter Franziskus vorgelegt: Es bleibt wie gehabt. Eine Änderung zu späterem Zeitpunkt wurde aber nicht ausgeschlossenen.

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Papst Benedikt hätte sich den Friedensgruß unmittelbar vor dem Gabengang vorstellen können. Durchaus eine Möglichkeit, hier sind die Gläubigen sozusagen ohnehin gerade in Bewegung. Doch sehe ich hier ja tumultartige Zustände vor meinem geistigen Auge und wie der Weg zur Kommunion so zur Gelegenheit des Händeschüttelns und Small Talks verkommt.

Als passenden Augenblick erachte ich das Ende der Messe: 
Vor dem üblichen "Gehet hin in Frieden!" (bzw. dem für mich am Sonntag erstmals gehörten "Gehet hin und bringt den Frieden!"). So würde es nicht stören, ja würde geradezu im rechten Moment das Gemeinschaftsgefühl der Gemeinde stärken und könnte zu einem dramaturgisch passenden Spannungsbogen beitragen.

Ein nichtprofaner Friedenswunsch und -gruß!

Ich hoffe, du trägst Frieden in dir und bringst ihn deinen Mitmenschen, egal, ob du virenverseuchte Hände in der Messe schüttelst oder nicht.

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