Samstag, 21. Dezember 2019

Wie der Entzauberung des Weihnachtsfestes entkommen?

Früher war alles besser. Das weiß jeder. Der Heilige Abend fiel nicht nur verlässlich auf den 24. Dezember, sondern war geprägt von weißer Winterlandschaft, großen Kinderaugen, Vorfreuden, permanentem Zimt- und Weihrauchduft, selbstgebackenen Keksen in Hülle und Fülle. Den Advent über sah man selbstverständlich die allerschönsten und allerkitschigsten Weihnachtsfilme. Gut, die sind mitsamt den scheußlichsten Horrorfilmen (ohne das Programm an Heiligabend bereits zu kennen lautet die Wette, dass sich selbst da noch so einiges Fieses tummeln wird) wenigstens geblieben. Der Rest vielfach mehr eine Verklärung, aber in den Köpfen verankert. Gründe, um eben diese in den Sand zu stecken? Eventuell irgendwo in südlichen Gefilden, um dem ganzen Weihnachtswahnsinn schlicht zu entgehen? Aber nicht doch!

Die von Hektik Getriebenen, die Wham!-geschädigten Last-Christmas-Hasser, die, für die alles ohne Schnee nichts ist, erst recht nicht, wenn keine kleinen Kinder im Hause sind, denen es letztlich nur darum geht, das Weihnachtspapier in neuer Bestzeit zu verfetzen, um jene Geschenke zu entdecken, die noch vor Silvester bereits wieder uninteressant sind, ... sie alle kannst du beiseite schieben. Sie haben nichts verstanden und hecheln einer Weihnachtsidylle hinterher, die ihnen nicht nur Hollywood massentauglich vorspiegelt. Enttäuschung häufig vorprogrammiert. Gelobt sei Chevy Chase: In "Schöne Bescherung" wird der Irrsinn von Minute 1 an persifliert.

Doch seien wir nicht so hart, auch nicht mit uns selbst. Ein wenig Schneeflöckchen-Romantiker steckt in jedem von uns. "Schön wär es schon ...". Ja, eh. Schön wäre es, läge das Land friedlich in die weiße Pracht gehüllt, wären Tanten und alle anderen versöhnt mit uns bereit zu feiern, wäre das 4-Gänge-Menü in den Stunden seiner Zubereitung kein Grund für Streit, würden Kinderaugen und jene der großen Kinder vor Freude leuchten. Wäre diese Freude riesengroß. Doch halt!

Welche Freude soll uns zu Weihnachten leiten? Der weihnachtliche Selbstzweck? Ein bisschen Familienfest, ein vollgeschlagener Ranzen, Tri-tra-trallala am Glühweinstand, der Absturz bei der Firmenweihnachtsfeier? Gut, das eine oder andere wird dazugehören. Doch wer fehlt meistens in diesem Bild?

Es ist das Kind. Nicht das verwöhnte, im Reichtum aufwachsende, behütete, das die Welt ob großer Propaganda so hart beurteilt und doch selbst allem Weltlichen hinterherhechelt. 

Erlöse uns von dem Bösen!
Es ist das Kind. Das wahrhaft königliche. Das da aber so ganz unköniglich liegt. Das nicht den Thron auf Erden beanspruchen wird, denn sein Reich ist nicht von dieser Welt. Das zu uns kommt, um uns gar Wunderliches zu sagen. Und uns zu erklären, dass wir auf Erden stets bedrängt sein würden. Aber sein Eingang in diese Welt zeigt uns den Ausgang aus dieser, denn wie dieses Kind gehören auch wir viel mehr zum Vater im Himmel. 

Das Kind ist der Neubeginn. Gott stellt alles richtig, indem er den Irrsinn auf den Kopf stellt. Er, der immer war, tritt als Kind in unsere Welt ein. Er, der alles kann, liefert sich der Verfolgung aus. Er, der die Liebe ist, nimmt den Hass auf sich. Er, der das Leben schuf, stirb für uns den Tod. Indem er stirbt und wiederaufersteht, überwindet er den großen Feind. Jesus, der Christus kannte den Weg, ging ihn voraus. Sein Weg zum Kreuz brachte das Heil, das unseren Rücken stärkt, um unser eigenes Kreuz zu tragen. Mit dem ersten Schrei des Christuskindes begann das Heulen und Zähneklappern des Bösen.

Ist das nicht großartig genug, um den Zauber der Weihnacht für uns wiederzuentdecken? Blick hin, wo immer das Kind mitsamt seiner Geschichte zu sehen ist. Höre hin, wenn die Engel singen. Beuge die Knie wie die Hirten! Freue dich, Christ, denn dein Herr ist geboren und weist dir den Weg. Er macht dir erträglich, was andere verzagen ließe. Er ist jederzeit die Schneeflocke, die du meinst, zu vermissen.

Ich wünsche dir, dass du zu Weihnachten alles hast, nichts vermisst, weil du weißt, dass alles von Bedeutung bei dir ist – für dich da, für dich greifbar.

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