Mittwoch, 21. Juni 2017

Altes vs. Neues Testament

Lassen wir jene Geschichten, die rein mythologisch zu verstehen sind, hier außer Acht. Obwohl auch diese genug hergeben würden, um das Gottesbild des Alten Testaments darzulegen. Denken wir bloß an die Sintflut, als der Gott des AT alle Lebewesen außerhalb der Arche ersaufen ließ.
Es gilt heute in allen christlichen Konfessionen als ausgemacht, dass das Alte Testament dem Neuen vorausging. Dass es Teil der Heilsgeschichte sei und sich Gott in beiden gezeigt habe. Gerne wird hier der Begriff der Präfiguration (auch: Typologie) gebraucht, was bedeutet, dass sich der Neue Bund im Alten widerspiegeln würde. Jonas 3 Tage im Bauch des Wales stünden z. B. für die 3 Tage Jesu bis zur Auferstehung. Sprüche Jesu, die alttestamentarischen Bezug haben, werden unkritisch zur Argumentation herangezogen. 

Alles im AT weise auf das NT hin, alles sei quasi eine Vorgeschichte, an deren glorreichem Ende Jesus stünde. Undenkbar für viele von uns, dass Jesus sich nicht theologisch am Boden des Alten Bundes bewegen würde, dass er geradezu das Gegenteil darstellte von alldem, was wir an Schrecklichem im Alten Testament lesen müssen.

Der Exodus. Die Ägypter ersaufen "dank" Moses Zauberstab. Halleluja!
Jüdische Haggada aus Mähren, um 1740

Bildquelle: bibelwissenschaft.de
Wer im christlichen Glauben aufgewachsen ist, findet an vielen dieser Geschichten nichts Verwerfliches. Mit Schaudern denke ich daran, wofür die Menschen in der Osternacht Gott danken, wie glorreich seine Gewalt gegen die Feinde der Auserwählten doch sei. Und umso stärker ist der Kontrast, wenn die Messe in der Osternacht sich dann endlich auf Jesus bezieht: Für mich geradezu das Licht in finsterer Nacht!



Wo im Alten Testament Gesetz, Rache, Mord und Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung herrschen, zeigt uns Jesus den Vater im Neuen Bund, der gnädig ist, der die Liebe über den Hass und die Rache stellt, der - salopp gesagt - 5 auch mal grade sein lässt. Wer sich bekehrt, wer bereut, wird nicht verstoßen. 

Um diese Widersprüche zu überdecken, ist viel an Überzeugungsarbeit nötig. Das Problem des Verstehens der Unterschiede, die Jesus offenbart hat, machte sich schon unter seinen Jüngern breit. Sie wuchsen auf in einem Glauben, der selbst dann teilweise nicht zu überwinden war, wenn sie den Heiligen Gottes doch hörten und sahen. Sie hörten seine Worte der Liebe und Vergebung, sie sahen seine Wunder, seine Kraft. Und sie wussten, dass sie nicht alles verstanden und dass sie einer Stärkung des Glaubens bedurften.

Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben! Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und verpflanze dich ins Meer!, und er würde euch gehorsam sein. (Lk 17,5-6)


Doch sie zweifelten, er warf alles um, was sie glaubten. Ja, er machte alles neu!

"Seht, ich mache alles neu! (Offb 21,5)



Die Jünger erkannten erst nach Jesu Auferstehung, was seine Worte bedeuteten, als er ihnen offenbarte, was mit dem Menschensohn passieren wird. Kein Wunder, dass es uns schwerfällt, alles zu verstehen. Zumal wir es mit Falschinterpretationen von Kindesbeinen an zu tun haben. Jene, die erkannten, dass Jesus alles neu machte, hat man mit großem Erfolg ausgerottet (z. B. Katharer). Wer die Präfiguration anzweifelt, hat z. B. in der katholischen Kirche nichts verloren. Ein katholischer Priester sah sich  an diesem Punkt unserer Diskussion veranlasst zu sagen: "Wenn Sie das Alte Testament infrage stellen, brauchen wir  nicht weiterreden!"

Vermutlich hatte er sogar recht. Der katholische Glaube unterscheidet nicht zwischen dem Gott (oder "Gott"? oder "Luzifer", wie etwa die Katharer sagten ...) des AT und dem Vater, den uns Jesus gezeigt hat. 

Klare Worte, möchte man meinen! Die Kirchen
sehen das anders.

Bildquelle: SlidePlayer.org
Niemand hat Gott je gesehen, der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat uns Kunde gebracht. (Joh 1,18)

Die katholische Kirche sieht das, wie die anderen christlichen Konfessionen, anders.







Ich wünsche Dir eine schöne Sommersonnenwende, in dem Bewusstsein, dass das Dunkel nicht siegen wird. Alles, was Böse ist, ist die bloße Verneinung des Guten. Alles, was sich dazu aufschwingt, selbst Gott zu sein, kann sich nur die Flügel verbrennen. 

Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt! (Joh 1,9)

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