Sonntag, 12. Mai 2019

Die Wahlen zum EU-Parlament am 26. Mai 2019 – ein letzter Blick

Was hat sich seit unserem ersten Blick auf den EU-Wahlkampf getan? 
Oder besser: Hat sich etwas getan?

Was sagen aktuelle Umfragen? Eine aktuell überall präsentierte Umfrage, Sample 2.405 Teilnehmer, sieht die Reihenfolge ident mit allen anderen. Im Detail wird dies in "Die Presse" folgend dargestellt.

In puncto Reihenfolge wäre das meiste andere doch eine Überraschung. Prozentuell melde ich Zweifel an.
Dies betrifft nicht die 3 großen, sondern 2 der kleinen Parteien – jene, die um das grüne Wählerpotenzial rittern. Das sind zum einen die (ehemals) etablierten Grünen, unter der Listenführung des (vom steirischen Schilcher?) schwer gezeichneten Walter Kogler. Zum anderen die Partei um Peter Pilz, selbst grünes Gründungsmitglied, die sich aus ihrem Strudel rund um Listengründer Pilz, aus Wirrwarr und Umbenennungen, nicht recht zu befreien vermag. So tritt man auf EU-Ebene als 1Europa an (Fun Fact: Im ORF verstand man anfangs das Wortspiel nicht und sprach von "Eins Europa"). Spitzenkandidat Voggenhuber, ehemals Vordenker und Urgestein der Grünen, wirkte in den Debatten abgehoben, gefiel sich merklich in der Rolle des Silberrückens. Dass er es aber auf nur 1 % bringen soll, ist wenig glaubwürdig. Während die nach wie vor krisengebeutelten Grünen mit 10 % ausgewiesen werden, würde 1Europa demnach nur noch von den Kandidaten selbst sowie deren erweiterten Familien gewählt werden. Ist das der Versuch, die Grünen über die Umfragen stark zu reden und zugleich und vor allem dem direkten Konkurrenten im Wählerteich eines auszuwischen? Peter Hajek galt für mich bislang als einer der seriöseren Umfrageexperten. Hier scheint etwas aber nicht zu stimmen.

Auch das Kreuz würden viele gerne abschaffen.
Orte der Einkehr und Umkehr sind bei allem Trubel
dieser Welt immer noch zu finden.
NEOS, derzeit vielbeschäftigt mit allerlei Abschaffungsfantasien von Österreich und den Nationalstaaten grundsätzlich, fiele gar hinter die Grünen zurück. Das Projekt des Milliardärs und Freimaurers HP Haselsteiner bekäme damit einen Dämpfer. Aufgrund des Wahlkampfes mit absurden Ideen wäre eine dezente Ohrfeige nicht unverdient.

Das weit verbreite Umfrageergebnis (das natürlich nicht nur ein Umfrageergebnis ist, sondern "hochgerechnet" wird) würde im Übrigen dazu führen, dass sich alle (mit Ausnahme von 1Europa) als Sieger fühlen könnten. Die ÖVP mit 30 % auf Platz 1, da könnte man wenig meckern. Die SPÖ auf Platz 2 mit 27 % wäre ein Zuwachs. Diesen könnte auch die FPÖ mit (grundsätzlich schwachen) 23 % immer noch für sich ins Treffen führen. Grüne, NEOS können wohl jeweils feiern, wenn sie den Einzug schaffen sowie entweder ihre Stimmen halten (NEOS) oder wenigstens zweistellig (Grüne, die leben im EU-Parlament derweil noch von besseren Zeiten) bleiben würden. 

Die JUNOS sind die Jugendorganisation der NEOS.
Die hätten Ariel Muzikant bei ihrer Vorliebe für Witze
mit Namen wohl auch gefragt, wie jemand,
der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben kann.
Alle als Sieger, das wäre jeweils More of the Same. Man muss beinahe auf so manchen Verlierer hoffen. Der Wahlkampf zeigte wenig Unerwartetes. Die FPÖ als Gesamtpartei unter Dauerbeschuss, die anderen überwiegend mit austauschbaren EU-freundlichen Stehsätzen. Da sind die übers Ziel schießenden EU-Fanatiker der NEOS beinahe erfrischend. EU-Armee, Neutralität ade, Pässe nur noch von der EU, dazu in der Jugendorganisation unreife Witzchen mit dem Namen des Bundeskanzlers Kurz. Man könnte meinen, die checken einmal ab, wie weit man in den Forderungen bereits gehen darf und immer noch Wähler findet. 

Viel Substanzielles brachte dieser Wahlkampf nicht mit sich. Und es wäre vermessen, sich dies in den restlichen beiden Wochen noch zu erhoffen. Somit ist der letzte Blick auf die anstehende EU-Wahl, die von vielen geradezu zur Schicksalswahl für die Weiterentwicklung, gar den Weiterbestand der Europäischen Gemeinschaft stilisiert wird. 


Auffallend ist, dass ausnahmslos alle sich als im Kern EU-Beschützer darstellen. Selbst die FPÖ wird nicht müde kundzutun, dass ihre Absichten bloß darauf abzielen, die Institution EU vor dem Untergang zu bewahren. Das mag sogar vernünftig sein, aber es macht stutzig, dass diesbezüglich alle auf Schiene sind. Wir sind doch für Diversity. 

Stichwort Diversity: Diese wird in Österreich unter einem FPÖ-Innenminister wohl immer noch groß geschrieben.
Die dargestellte Familie (so werden die meisten diese Menschenansammlung identifizieren) in der Wahlinformation lässt darauf schließen, dass der junge (Ehe-)Mann wohl zwei Kuckuckskinder aufzieht! 
Die Wahlinformationen sind in Österreich in der abgelaufenen Woche an alle Wahlberechtigen ergangen. Solltest du keine bekommen haben, erkundige dich, weshalb. Die Wahlinfo beinhaltet auch die Möglichkeit zur (postalischen [nicht zu empfehlen, die Karte wirst du nur mit größter Mühe in das beigelegte Kuvert stecken können]. aber auch elektronischen) Anmeldung zur Briefwahl. 

Weiters beinhaltet diese auch einen Grund, sich an den Kopf zu fassen. Ein Blick auf die Kinder lässt einen die Stirn runzeln (ja, auch im Jahr 2019 bei vielen gesunden Menschen). Was sich Werbeagenturen  und Verantwortliche dabei denken ... man will es gar nicht wissen. 

Allen Müttern am heutigen (österreichischen) Muttertag die besten Glückwünsche, den Vätern die besten Glückwünsche dazu, die Mütter ihrer Kinder getroffen zu haben (aber Vorsicht wegen ... siehe oben), und dem ganzen Rest eine stressarme zweite Maihälfte mit hoffentlich beständigerem Wetter!


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