Freitag, 21. April 2017

Papst Franziskus - der kugelsichere Märtyrer

"Lang wird der nicht leben, wenn er so weitermacht. Der ist viel zu beliebt und tut viel zu viel für die Menschen!" (so zu mir eine etwas gläubige Katholikin und eine viel gläubigere Zeitungsleserin)


13. März 2013: Kardinal Bergoglio wird von Gott vom Konklave zum Papst bestimmt. Die große Revolution, sagte man sofort, in einer verdächtig einhelligen positiven Resonanz aller Mainstream-Medien, die der katholischen Kirche gewöhnlich spinnefeind gegenüberstehen. 



Johannes Paul II. ernannte Bergoglio zum Kardinal. Bildquelle: katholisches.info


War Kardinal Ratzinger noch schnell als reaktionärer Inquisitor ausgemacht, als er zum Papst gewählt worden war, gab es positiv interpretierte Neuigkeiten mit der Wahl des Argentiniers:

Der Slogan zur "Wahlberichterstattung": "Viele bunte Smaaaartiiies!" HERZlichen Dank für das Bild an superweb.de



  • erstmals ein Lateinamerikaner am Stuhl Petri!

Alles wird gut, jedenfalls besser. Waren die Europäer doch seit jeher die Weltverderber, jedenfalls, seit wir jeden Eurozentrismus konsequent abzulehnen haben.
In puncto Abstammung ist das aber unrichtig, seine Eltern waren "waschechte" Italiener.  


  • erstmals ein Jesuit als Bischof von Rom!

Einer, der sich auskennt! Neue Besen kehren gut?
Der General des straff nach militärischen Regeln geführten Ordens gilt seit Langem als der "schwarze Papst". Die Jesuiten waren führend in der Gegenreformation aktiv, erkannten die Bedeutung der Bildung für dieses Vorhaben und gründeten Schulen und Universitäten, um dem katholischen Glauben ein stärkeres Fundament in breiteren Schichten zu ermöglichen. Diese Seite zeigt interessierten Lesern den Schwur, den Jesuiten zu leisten haben.


  • erstmals Chancen auf Reformen!

Hier kommt jemand, der die Zeichen der Zeit verstünde - als wäre das einem guten Papst unbedingt zuträglich. Aber ihm sagte man nach (oder besser: voraus), er könne die Kirche mit den Wiederverheirateten versöhnen, mit den Ausgetretenen, mit den Priestern, die heiraten möchten, mit den Menschen, die ein Kondom der Keuschheit vorziehen, überhaupt mit allen, die mit den geltenden Regeln der katholischen Kirche über Kreuz sind!


  • erstmals ein sozialer und im Gehabe einfacher Papst!

Sofort hatten die Medien Berichte parat, die ein jahrelanges soziales Engagement des neuen Papstes belegen sollten. Er ist so sozial und so einfach, dass er doch glatt ein öffentliches Verkehrsmittel in Anspruch nimmt!



2008: Zufälliger Blick in die zufällig anwesende Kamera mit der zufällig "versteckten Hand" eines Mannes in der U-Bahn, dem nachgesagt wird, er sei zufällig auch Freimaurer. Bildquelle: salzburg.com


Wieso sich gerade jetzt mit Papst Franziskus beschäftigen?


Bergoglio war keine Überraschung und zieht seither eine gewisse Linie durch. Bereits 2005 war er der große Gegner Ratzingers am Konklave. Die "Reformer" setzten auf ihn als Kandidaten, während die "Konservativen" Ratzinger als den ihren auserkoren. Ein anonymes Tagesbuch zur den Wahlgängen zeigt im Gegensatz etwa zu Aussagen von Kardinal Schönborn, dass es sehr wohl einen Richtungsstreit gegeben hat. Ratzinger schaffte es, mit jedem Wahlgang einen deutlichen Stimmenzuwachs zu verzeichnen, doch gelang es auch Bergoglio, eine Sperrminorität aufzubauen. Die von Johannes Paul II. geschaffene neue Wahlordnung sollte diese Sperre jedoch nach 3 Tagen, spätestens nach 30 bzw. 33 Wahlgängen obsolet machen. Dann wär eine bloße absolute Mehrheit ausreichend und nicht mehr die magische Grenze von 2/3 + 1 Stimme.


Schönheit schafft Klarheit. Michelangelos "Jüngstes Gericht". Bildquelle: wikipedia.de


Bergoglio soll sich Michelangelos "Jüngstes Gericht" in der Sixtinischen Kapelle angesehen haben, als er sich dazu entschloss, seine "Kandidatur" zurückzuziehen. Der Weg war frei für den ersten deutschen Papst seit - ja, seit wann denn eigentlich? 

Seit 500 Jahren, wenn man die "Niederländer" (Hadrian IV.) als Deutsche sieht. Seit gar rund 1.000 Jahren, seit Stephan IX., wenn man das damalige Lothringen, heute französisch Lorraine, gelten lässt. Ebenfalls rund 1.000 + 2 Jahre sind es, wenn man dann bei einem Baiern, Viktor II., ankommt (über seine Herkunft ist wenig bekannt, aber er war Bischof von Eichstätt, Freistaat Bayern). 

Lustige Zufälle gibt´s! In diesem 2012 gedruckten Kalender kündigt der Papst seinen Rücktritt für den 11. 02. 2013 an. Bildquelle: rheinzeitung.de


Päpste werden gewählt, bis sie sozusagen von Gott abberufen werden. Kardinal Ratzinger verehrte Johannes Paul II. sehr, bewunderte dessen Durchhaltevermögen trotz schwerster Krankheit. Die Welt litt öffentlich mit dem Papst, dessen Sympathien damit weiter wuchsen. Man wird sich erwarten können, dass JP II. ein Vorbild für Ratzinger gewesen ist. Überraschend (für die meisten) kündigte er am 11. 02. 2013 seinen Rücktritt für den 28. 02. 2013 an. Er war damit der 2. Amtsinhaber in der langen Geschichte der Päpste, der sich zu diesem Schritt entschloss. Nach eigener Auskunft sei er zu schwach geworden, sein Alter setze ihm zu.

AD MULTOS ANNOS, Herr Dr. Ratzinger!

4 Jahre später feiert Dr. Ratzinger, seines Papsttitels verlustig, am Ostersonntag (also vor 5 Tagen) seinen 90. Geburtstag. Ein schönes Alter, umso mehr, wenn man es bei augenscheinlich guter Gesundheit erreicht. In diesem Video stemmt Dr. Ratzinger anlässlich seiner Geburtstagsfeier einen Bierkrug, es sei ihm gegönnt: Auf sein Wohl!



 Nicht jedem gefiel der Rücktritt von Papst Benedikt XVI.: Ein Blitz schlug in die Kuppel des Petersdoms ein.

Warum dann der Rücktritt? Ratzinger schien mir außer in klerikalkonservativen Kreisen nie beliebt gewesen zu sein. Sein Auftritt war der eines Machtmenschen, seine Bescheidenheit zu offensichtlich gespielt ("Ich bin ein einfacher und demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn" etc.). Sein Erscheinen auf dem Balkon des Petersdoms nach der Verkündigung seiner Wahl: geradezu triumphierend! Weswegen dann eine, angeblich freiwillig, verkürzte Amtszeit? 

Wurde ihm die Arbeit zu viel? Die erste Enzyklika Franziskus´, "Lumen fidei", fußt allerdings auf einer Arbeit Ratzingers im letztlich pensionsnahen Alter. Wurde ihm der Druck einer Seite zu viel? Man kann nur mutmaßen. Dass damit allerdings der Weg für den zuvor schärfsten Konkurrenten im Konklave frei wurde, macht nun einmal stutzig. Ratzinger traf umstrittene Entscheidungen, seine Rehabilitierung der Karfreitagsfürbitte für die Juden war eine (versuchte? gescheiterte? insgeheime? entscheidene?) Kehrtwendung in der Beziehung zum mosaischen Glauben. 1970 erkannte der Vatikan das Judentum als Weg zur Erlösung an, ohne dass sich dieses zu Jesus Christus bekennen müsse. Mit Jesu Worten ist das, hier kann es keine 2 Meinungen geben, nicht in Einklang zu bringen: 

"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich" (Joh 14,6)

"Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt."  (Joh 11,25)

Wer Jesus als den Verfluchten bezeichnet, wer Jesus als einen Propheten unter andere reiht, wer Jesus ablehnt oder wer ihn nicht kennt, mit dem sollte ein Christ in den Dialog zur Verkündigung treten. Wer den Menschen Jesus vorenthalten will, will ihnen als Christ das ewige Leben vorenthalten. Sollte es für den Vatikan nicht selbstverständlich sein, allen Menschen das Evangelium, allen Menschen Jesu Liebe, allen Menschen den Weg zur Erlösung zu predigen? Jedermann wird für sich entscheiden können, ob er es annimmt - das Christentum ist hoffentlich und das für alle Zeiten über einen Zwang zum Glauben hinaus. Wenn Christus aber aus dem Christentum gestrichen wird, was bleibt übrig?

Und hier kommen wir wieder direkt auf Franziskus zurück. Wieso wird dieser eigentlich bei uns als Franziskus bezeichnet? Wir sagten auch nicht Johannes Paulus oder Benedictus ...
Sei es wie es wolle, worin zeichnet sich Franz Franziskus besonders aus? Auffällig ist ein Hang zur Relativismus. Man könnte es euphemistisch sanftmütig nennen, vielleicht ausgleichend. Doch erwarten sich Christen, jedenfalls jene katholischer Prägung, aber in der Tat auch darüber hinaus, nicht Stütze, Gewissheit in einer Zeit der Ungewissheit, Halt in einer Zeit der Halt- und Maßlosigkeit?

Franziskus kündigt an, weicht zurück, stellt zur Diskussion und trägt, ohne diese weiter oder gar zu Ende zu führen aktuell zur Verwirrung bei. Er weckt Hoffnungen bei Reformhungrigen, die Unzufriedenheit hervorbringen, er verärgert die Konservativen mit Anspielungen, Relativierungen und Aktionismus. Fußwaschung am Gründonnerstag. Vollzogen an überwiegend Flüchtlingen, in einer Zeit, in der der unkontrollierte Zustrom vielen Angst bereitet. Er bekommt dafür Applaus von den Medien, viele Gläubige sind vor den Kopf gestoßen. Unter den Flüchtlingen sind Moslems, auch ein Hindu war unter ihnen zu finden. Was wollte er mit der Fußwaschung theologisch ausdrücken? Wir sind eh alle gleich? Oder, seht, indem ich mich beuge, zeige ich meine Größe als Christ? Trat er in einen religiösen Diskurs mit diesen Menschen, nützte er die Publicity, um eine religiösen Diskurs in der Öffentlichkeit zu initiieren? Mir ist leider dazu nichts bekannt.

Papst Franziskus, der die Zuwanderungswelle wiederholte Male gutgeheißen hat (und das natürlich auch relativiert hat, mal pro schrankenlose Zuwanderung beim Empfang vor Vatikan-Diplomaten, mal pro Obergrenzen wie beim Lutherischen Weltbund), sah sich heuer zur Verkündigung des Ostersegens gezwungen, auf eine bisher rekordverdächtige Präsenz von Sicherheitskräften zurückzugreifen, sowohl quantitativ wie auch qualitativ. Anti-Terror-Einheiten und diverse Spezialkräfte rückten an, um das Leben des "Heiligen Vaters" zu schützen. Ob das dem Argentinier nicht auch alles Spanisch vorgekommen ist?

Ein Priester sagte zu mir, der Stuhl Petri habe schon viel und viele ausgehalten. Er werde auch Franziskus aushalten.



Ego sum Papa. Ich bin der Papst. Alexander VI. in der Zeit der Reformation als Teufel karikiert. Bildquelle: wikipedia.de 


Es darf uns aber nicht um Stühle oder Ämter gehen, sondern um die Menschen. Und diese dürsten nach mehr als der Vatikan ihnen seit Langem oder seit jeher gibt. Europa taumelt wie die Welt. Das Amt des Papstes ist eine der Figuren, die daran zerren und stoßen. 







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