Montag, 15. April 2019

Oster Special: Jesus im Film

Jesus-Filme finden immer ihr Publikum und werden eifrig von berufenen und weniger berufenen Kritikern beleuchtet. Das heurige Osterfest kommt leider ohne neue Verfilmung im Kino und mit wenigen Jesus-Filmen im Fernsehprogramm aus. Nachdem wir wohl alle auf den einen anderen Weg Zugang zu Filmportalen haben, gibt es hier manchen Tipp zum (erneuten) Schauen, auch wenn nicht jede Filmbesprechung positiv ausfällt. Doch lädt jeder dieser Filme hernach zum Diskutieren ein. Zum Diskutieren kann immer auch jedes Ranking einladen.Welcher ist der beste Jesus-Film? 

Hier sind die Top 10 ausgewählter Verfilmungen:


Platz 10: A. D.: Rebellen und Märtyrer (auch: Die Bibel – Wie es weiterging) (2015)

Die einzige Serie dieser Auflistung vermochte eindeutig nicht zu überzeugen. Beginnt sie noch mit dem Wecken einer gewissen Erwartungshaltung, so verliert sie sich Folge für Folge mehr in wenig spannenden fiktiven Erzählsträngen. Geplant als Serie in 2 Staffeln, entschied man sich nach Rückgängen in den Zuschauerquoten, die Folge für Folge zu registrieren waren, dazu, es bei einer Miniserie bleiben zu lassen. Gut so! Mehr hat es wirklich nicht gebraucht. Erwähnenswert ist gerade einmal die multirassische Besetzung der Rollen, die mittlerweile aber nicht mehr als revolutionär gesehen werden kann. .Die Synchronisationsstimme von Pilatus wirkt unpassend, manchen wird sie von Mr. Wednesday aus "American Gods" bekannt sein. Es beschleicht einen das Gefühl, dass bezüglich historischer Gehalt in Hinblick auf das Urchristentum Potenzial ungenützt blieb.



Platz 9: Maria Magdalena (2018)

Über den Film wurde hier bereits ausführlicher gesprochen. An Geld für die Produktion mangelte es eindeutig nicht, das Ergebnis sieht aber aufgrund einer unzureichend spannenden Maria Magdalena und einem skurril anmutend spielenden Joaquin Phoenix als Jesus, der für die Rolle auch wesentlich zu alt ist und noch älter aussieht, dürftig aus. Letztlich konnte man wohl selbst die beabsichtigte Agenda nur ansatzweise unterbringen. Ein Film, der keinen so ganz erfüllen wird. Eine Ausnahme könnten Damen gehobenen Alters sein, bevorzugt mit Kurzhaarschnitt und roter Brille.

Sehenswerte Szene: Wie Jesus den Tempel säubert. Diese ist sehr intensiv ausgefallen.





Platz 8: 40 Tage in der Wüste (2015)

Spannend, sich in Spielfilmlänge den in den Evangelien nur kurz erwähnten 40 Tagen Jesu in der Wüste zu nähern. Spannend, gefährlich, grundsätzlich mit der Möglichkeit einer auch theologisch sinnvollen Auseinandersetzung mit dem, was kommen wird  aber leider nicht gelungen. Ewan McGregor mimt Jesus und wirkt in keiner Szene authentisch. Die Geschichte musste für eine Spieldauer von 95 Minuten gehörig aufgeblasen werden. Die Begegnung Jesu mit einer Familie vermag nicht zu fesseln. Zu banal, zu konstruiert, zu wenig Jesus. Die innere Einkehr des Messias hätte deutlicher ausfallen können, die Dialoge geben wenig her. Lobenswert ist die ruhige Herangehensweise, doch insgesamt eine Enttäuschung. Dass der Film wenig Beachtung gefunden hat, kann nicht verwundern.






Platz 7: Der junge Messias (2015)

Die Jahre Jesu im Alter von 7 bis 12 Jahren bilden den Rahmen des Films, der auf einem Roman basiert. Das Problem ist ohne Zweifel die fragliche historische Authentizität weiter Teile der Verfilmung, die auf den kurzen Abschnitten der anerkannten Evangelien sowie auf dem apokryphen Kindheitsevangelium des Thomas in adaptierter Form beruht. Letzteres gilt aus gutem Grund als unhistorisch. Wer es kennt, wird Elemente daraus im Film wiedererkennen.

Das ergibt unter dem Strich einen Film, der weder fesselt noch in allzu intensiver Erinnerung bleibt. Die Zielgruppe bleibt unklar.



Platz 6: Die letzte Versuchung Christi (1988)

Der einstige Skandalfilm wird heute nur noch wenige Christen in ihrem Empfinden verstören. Und: Letztlich ist der Film nie ein Skandal gewesen. Warum? [Achtung, die folgenden Zeilen laufen unter Spoiler-Alarm!] Nachdem Jesus sich am Kreuz von einem Engel sagen ließ, dass er alles getan hat, was nötig ist, und er vom Kreuz steigen könne, begründet er mit Maria Magdalena tatsächlich eine Familie. Als er alt ist und am Sterbebett liegt, kommt auch Judas. Er beschimpft Jesus, schließlich habe er ihn verraten müssen, um das Erlösungswerk voranzubringen – und dann entzog sich Jesus aber der Hinrichtung! Jesus erfährt, dass Satan ihm am Kreuz von seinem Weg abgebracht hat. Jesus sollte als normaler Mensch sterben und so die Erlösung verunmöglichen. Jesus entscheidet sich, Gottes Werk zu vollbringen. 
Sein ganzes weiteres Leben war Imagination. Eben seine letzte Versuchung. 
Der Film ist angejahrt, aber einen Blick wert! William Dafoe als Jesus passt in die Zeit der Verfilmung und wäre heute eher schwer besetzbar.


Platz 5: Auferstanden (2016)

Die Geschichte der Auferstehung als Krimi! Das kann man versuchen, es hätte aber auch nicht unbedingt sein müssen. Die Darstellerriege ist ungleichmäßig mit Talent gesegnet worden. Cliff Curtis als Jesus ist auch nicht die Bestbesetzung.Allerdings ist die erzählte Geschichte spannend aufbereitet, hier hat man es geschafft, abseits der Evangelien Füllstoff zu kreieren, der diesen Film legitimiert! 

Wehrmutstropfen bei der Veröffentlichung 2016: Obwohl fertig synchronisiert, brachte man den Film in Österreich (im Gegensatz zu Deutschland) trotz Anfragen diverser Interessensvertretern nicht vor Ostern ins Kino! Auch in Deutschland lief der Film nur kurz und in wenigen Lichtspielhäusern.


Platz 4: Son of God (2013)

Jesus als Model! Diogo Morgado spielt Jesus, der hier zu glatt ausfällt. Der Film ist eine Erweiterung einiger Folgen der 10-teiligen Serie "Die Bibel", deren Erfolg zur Entscheidung führte, das Wirken Jesu in einem Kinofilm darzustellen. Über 2 Stunden wird souverän-routinierte Unterhaltung geboten. In der redaktionellen Sitzung fiel das Wort einer "Kinderbibelverfilmung". Nicht abwegig, doch allen Kritiken zum Trotz, weiß der Film zu gefallen, ohne zu begeistern.

Wer einer Verfilmung ohne Experimente in gewissermaßen moderner Erscheinung (manch anderen Filmen sieht man zu sehr das Alter oder auch mangelndes Budget an) etwas abgewinnen kann, wird an diesem Film wenig auszusetzen haben.


Platz 3: Das Leben des Brian (1979)

Die einzige Komödie in der Liste, bis heute die vielleicht einzige Komödie zum Themenkreis Jesus/Neues Testament, die sich nicht auf tiefe Weise über das Christentum und die Gläubigen lustig macht. Humor, der auch heute noch für Heiterkeit sorgt. Dazu ein Subtext sowie Anspielungen, die (heute) nicht mehr auf Anhieb von allen wahrgenommen werden. So sind auch die politischen Anspielungen zum Teil unverständlich, wenn etwa der Dogmatismus der britischen Linken aufs Korn genommen wird. Die Frauenbewegung wird ebenfalls Ziel von Witzen. Man vermag sich kaum vorzustellen, wie scharf der Witz wäre, würde der Film heute gedreht werden. Nachdem der Film sich nur wenig an die tatsächliche Passionsgeschichte anlehnt, bleibt die Frage aus "Der Name der Rose" beinahe überflüssig: Darf man über Gott lachen?


Platz 2: Apostel Petrus und das letzte Abendmahl (2012)

Platz 2 bringt eine Überraschung (die es auch kostenlos auf YouTube zu sehen gibt). Achtung, kann Spoiler enthalten! Wenig bekannt, aber durchaus sehenswert ist der eindeutig günstig produzierte Film, der die Reflexion Petri über sein Leben, seine Wege mit Jesus anhand von Gesprächen mit einem seiner römischen Gefängniswächter zeigt. In seiner Rahmenhandlung fiktiv und doch berührend und interessant gestaltet sich der Film, der den ersten Bischof von Rom (so will es die katholische Geschichtsschreibung) in der Zeit vor seiner Hinrichtung zeigt. In Rückblenden erzählt Petrus von einem Leben, das sich durch die Begegnung mit Jesus grundlegend änderte. Mit welcher Überzeugung Petrus am Ende seinem Martyrium entgegengeht, ist berührend. "Dann bringt mich zu Jesus, doch beeilt euch damit. Ich kann es keinen weiteren Moment ertragen, von ihm getrennt zu sein!"


Platz 1: Die Passion Christi (2004)

Welch ein Aufschrei ging damals durch die Welt (der Medien): Man wagte es, die Frohe Botschaft so darzustellen, wie sie (laut Papst Johannes Paul II.) war! Zu viel Gewalt, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit – die Liste war ebenso lang wie an den Haaren herbeigezogen. Der ORF wagte es nur mit einer vorangestellten Diskussion vor dessen Free-TV-Premiere, den Film zu zeigen. Und ohne Frage: Man muss ihn gesehen haben! Handwerklich in bester Qualität, lässt einen der Film in seiner realistischen Darstellung der Vorgänge miterleben, wie die Passion ablief. Jim Caviezel, selbst tief gläubig wie auch Mel Gibson (Regie, Produktion), hat die Latte als Jesus derartig hoch gelegt, dass sie niemals mehr erreicht werden wird. Für ihn selbst war der Film ein Karriereknick, eine betont christliche Haltung ist in Hollywood kein Türöffner. Doch ohne ihn wäre der Film zweifellos nicht von derselben Wucht, von der auch 15 Jahre nach Erscheinen nichts verloren gegangen ist.
So gut wie jede Minute des Films schmerzt, manche Menschen teilten mit, sie ertrugen es nicht, diesen anzusehen. Letztlich ist das ein Alleinstellungsmerkmal unter allen Verfilmungen einer Geschichte, in welcher Schmerz zentrales Motiv ist. Ein Meisterwerk, das neue Maßstäbe setzte. In der Redaktionsbewertung unangefochten Platz 1!

Ganz gleich, ob mit oder ohne filmische Begleitung, wünsche ich dir in der Karwoche, aber auch bereits für Ostern Momente der stillen Einkehr, Momente der Reflexion, Erkenntnisse des geteilten Leides mit Jesus und in allem Tröstung. 







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