Dienstag, 9. April 2019

Wahrheit – was ist Wahrheit? Der Pilatus in uns

Das berühmte Zitat von Pontius Pilatus – "Veritas? Quid est veritas?" – ist mehr als die bloße philosophische oder gar zynische Frage in dem Moment, als der römische Statthalter ebendieser gegenüberstand. Wir fragen uns vielleicht, wie konnte es sein, dass dieser Mann nach der Wahrheit fragte, während Jesus ihm soeben mitteilte, für diese zu bürgen. Was Pilatus mit der Frage bezweckte, welche Intention ihr zugrunde lag, wissen wir nicht. Allerdings wies er Jesu Ausspruch, für die Wahrheit zu bürgen, damit zurück. Nur das apokryphe Nikodemusevangelium geht auf diese Stelle weiter ein und lässt sich dahingehend interpretieren, dass Pilatus den Wahrheitsanspruch Jesu zwar nicht in Abrede stellt, ihm aber klarmacht, dass die weltliche Macht für die Wahrheit nichts übrig hat.

Pilatus war der Wahrheit so nahe wie wenige. Allerdings nur körperlich, und er hatte keinen Vorteil gegenüber uns Nachgeborenen. Wir wissen schließlich, wohin die Reise nach dem Kreuzweg führte, dass das Grab nicht die letzte Ruhestätte war. Und trotzdem: Wie groß ist der Unglaube in dieser Welt? Wie groß ist die Skepsis selbst bei Christen, gar bei Klerikern? 

Wie oft zweifeltest du, zweifelte ich seit dem letzten Osterfest? Nie? 1- bis 2-mal? 3-mal? Dann wäre man bereits an jener Zahl angelangt, wie oft Petrus seinen Meister verleugnet hat. Petri Nachfolger in unseren Tagen scheint daran gefallen gefunden zu haben. Was sich Papst Franziskus gegenüber Gläubigen mittlerweile nicht nur in theologisch-moralischen Fragen erlaubt, sondern geradezu auch körperlich, lässt einen beinahe an dessen gesundem Verstand zweifeln. Wer es noch nicht gesehen hat, kann hier einen Blick darauf werfen, wie der Papst ausgewählte Gläubige brüskiert.





Angeblich möchte er den Kult um das Amt einbremsen. Wie passt es da dazu, dass er den Kult um seine Person sehr wohl unterstützt? Während er gerne als Selbstdarsteller auftritt, beschädigt er das Amt des Papstes. Diesem hat bereits sein Vorgänger Benedikt einen Bärendienst erwiesen, und dies nicht nur mit seinem Rücktritt.

Wenn wir nicht nur von der politischen, sondern auch von der geistlichen Elite immer wieder enttäuscht werden, so sollten wir einander umso mehr schätzen. Was Rom tut, was irgendein Bischof tut ... was ist das wert, solange die Gemeinschaft der Gläubigen spürbar ist?

Als vagabundierender Katholik führten mich meine in diesem Kalenderjahr bislang 7 Messbesuche in 6 verschiedene Kirchen. Am 5. Fastensonntag besuchte ich mit meiner Frau eine Kirche, an der wir bereits unzählige Male vorbeigefahren sind, ehe wir sie aus überwiegend praktischen Gründen aufgesucht haben. Die Gestaltung der Messe erinnerte ein wenig protestantische Feiern, ein bestimmt gut christliches Paar spielte zur Umrahmung Gitarre und sang wenig aufregenden Lobpreis, der Priester erzählte von der Bedeutung der Zeit in Worten, wo jeder einmal zustimmend nicken konnte, sofern ihn nicht die Müdigkeit erfasste und wegzudösen nicht mehr auszuschließen war. Es will nicht in meinen Kopf: Wir Christen haben Jesus im Talon, man möchte meinen, dass jede Predigt dazu geeignet sein würde, Feuer zu entfahren, wo keines war, und das, was schon brannte, in einen Flächenbrand zu verwandeln!
Lk 12,49: Was ist daran nicht zu verstehen? Setzt die Welt in Flammen! Wie der Heilige Geist mögen auch eure Worte über die Menschen kommen!

Wer die Wahrheit sagt, muss nicht still sein. Wer in Christus ist, in dem ist Christus. 

Was sagen dir die einzelnen Symbole auf diesem
Fastentuch?
Der erste Eindruck dieser Kirche machte mich skeptisch, einem oberflächlichen Blick geschuldet. Das karg geschmückte Gotteshaus wurde von einem Fastentuch in ... tja ... Pop-Art-Kunst-ähnlichem Stil dominiert. Was ist ein Fastentuch? In katholischen (und evangelischen, jedenfalls vereinzelt; Luther hielt nichts davon) Kirchen wird dieses am Aschermittwoch vor den Haupt-/Hochaltar gehängt und bleibt dort bis zum Karsamstag (Anfang und Ende des Aufziehens können allerdings variieren). Dieser Brauch ist seit dem 9. Jahrhundert belegt und geht wohl auf den jüdischen Tempelvorhang zurück. Die Gläubigen fasten während der Vorbereitung auf das Osterfest somit nicht nur kulinarisch, sondern auch mit den Augen. Die Tücher sind oft einfach, die Motivvielfalt und die Gestaltung sind aber frei. 

Dieses Fastentuch konnte nicht als sprichwörtliches Hungertuch durchgehen. Die Farbgestaltung und die Motive luden ein, die Augen schweifen zu lassen. Die etwas langatmige Predigt ließ mich schließlich Symbol für Symbol im Uhrzeigersinn um das Kreuz herum durchgehen, und ich las in Gedanken die dazugehörigen Bibelverse. Auch wenn das Tuch selbst meinen Geschmack nicht getroffen haben mag, so ließ es mich doch in Gedanken kommen, die in der Passionszeit (die für Katholiken am 5. Sonntag der Fastenzeit beginnt) angebracht sind.

Doch, wir fragten uns: Was ist Wahrheit? Ist es Wahrheit, wenn am anderen Ende der Welt ein Anschlag dafür sorgt, dass in Österreich von einer politischen Seite Alarm gerufen wird, um politischen Kleingeld herauszuschlagen? Oder könnte es sich bei diesem Kleingeld um 30 Silberlinge handeln?
Ist es Wahrheit, weil etwas in den Nachrichten zu hören war? Ist es Wahrheit, weil etwas auf Dreifalt zu lesen ist? 

Vieles bleibt unserem Wissen, unserer Wahrnehmung, unseren Sinnen unerkennbar. Der Sensualismus, nicht zuletzt Kind der Aufklärung, wird als gescheitert, als Sackgasse gelten müssen. Die Wahrheit ist geistig zu erfassen, dazu musst du KEIN Stück Holz spalten und KEINEN Stein aufheben. Du musst das Herz öffnen, damit du die Worte der Frohen Botschaft verstehen kannst. Diese Frohe Botschaft ist auf gar nicht so vielen Seiten nachzulesen, sodass auch mehrmaliges Studieren gut möglich ist. Das nächstgelegene Neue Testament hast du bestimmt in Griffweite! 

Niemand kann seine Hände in Unschuld waschen. Weder Pilatus noch du und ich. Selbstheilung und Selbsterlösung sind Werbemaschen. Wir WERDEN von der Schuld freigewaschen. Es ist Zeit, es zuzulassen und die richtige Seite zu wählen. 
1 Joh 4,6. Niemand ist frei, der nicht die Wahrheit kennt!



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