Montag, 15. Juli 2019

Zum Teufel mit dem Teufel? Ein (verfrühter) Abgesang auf den Pferdefüßigen

Herder Korrespondenz: interessante Beiträge,
manchmal auch zum Kopfschütteln
Die furchteinflößende Melodie, die das Erscheinen des Gehörten begleitet, wird leiser – Fadeout. Naheliegend, dass eine Gesellschaft, die zu immer geringen Teilen an Gott glaubt, auch die Existenz des Teufels ad acta legt.

(Sozio-)kulturell schwimmt Satan aber auf einer Erfolgswelle. Nicht zuletzt bleiben auch filmische Leckerbissen genauso wie hundsmiserable Verfilmungen, die den Teufel zum Inhalt haben, Publikumsrenner. Mindestens finden sie stets ihre Zuseher, manche schaffen es zum Klassiker (Rosemaries Baby, Das Omen, Im Auftrag des Teufels). Doch die Kirche hat genug von ihm – mehr noch: Er ist kein er. Er ... ist bloß eine Imagination, eine Metapher. Gibt es den Teufel also gar nicht?

Der Glaube an das personifizierte Böse ist wohl so alt wie jeglicher Glaube an das Metaphysische an sich. In der Ausprägung absolut Gut gegen absolut Böse allerdings ohne Frage mit monotheistischen Religionen verknüpft. Die altvordere Götterwelt kannte göttliche Vertreter, die meistens gut waren, aber ab und zu halt doch auch, salopp gesagt, Schlingel waren. Mal belogen sie die Menschen, mal verführten sie deren Töchter ... darin spiegelte sich mitunter auch die Unvollkommenheit der Menschen selbst.

Ein Theologiestudium hat schon so manchen
vom rechten Weg abgebracht.
Mit dem Vater, den Jesus uns gezeigt hat, wandelte sich auch dieses Bild des (obersten) Gottes. Doch zeigte er uns nicht den wahren Gott, sondern offenbarte uns auch das Wesen und die Existenz des Gegenspielers. Am bekanntesten ist die Versuchung Jesu in der Wüste. Glaub man so manchem Theologen, führte Jesus diese Gespräche mit einem Fantasiewesen. Wieso ein Theologe einem solchen Spinner noch folgen sollte, ist unklar: Christen, die nicht (so richtig) an Christus glauben, gibt es aber nun einmal auf allen Bildungsstufen. 

Jesus trieb Dämonen aus, er war ein Exorzist. Etwas, was heute nur noch die wenigsten wahrhaben wollen, viele halten dies für "mittelalterlichen" Unfug, einem Menschen ein unreines Wesen auszutreiben. So kann es (ich hebe die Hand, hier!) passieren, dass einem der eine Priester sagt, es gebe keinen Teufel, während man einen anderen kennt, der in der Diözese für Exorzismen zuständig ist. 

Überholt und von gestern:
der Glaube an den Teufel
Zuletzt las ich in Herder Korrespondenz Spezial einen Beitrag von Oliver Lahl, seines Zeichens nicht irgendwer, sondern seit Jahren an wesentlichen Stellen der katholischen Kirche eingesetzt. Vieles offenbart sich in Nebensätzen. So war auch bei Lahls Beitrag einerseits spannend, dass (auch für ihn) mit Papst Franziskus ein "Frühling" einsetzte, aber dieser zu wenig Knospen treiben ließ. Andere würden sagen: Gott sei dank passierte nicht bereits noch mehr! Unter anderem findet der Mann es offenbar bedenklich, dass Franziskus immer noch vom Teufel redet. 

Eine moderne Theologie verträgt keinen Teufel! Eine moderne Theologie, die letztlich eine modernde ist, weil sie abstirbt. Getrieben vom Rationalismus wendet man sich von der Vorstellung ab, ein böses Wesen würde uns zum Schlechten verleiten. Man tut dies als Hirngespinst ab, als überkommen. Der logische nächste Schritt? Schon die Böhsen Onkelz sangen dereinst: "Wer keine Angst vorm Teufel hat, braucht auch keinen Gott!"

So marschieren wir weiter, hin zu einem entchristlichten Europa. Vertreter der Kirche(n) stehen dabei an vorderster Front. Nichts macht den Teufel stärker als die wehrlosen Menschen, die seine Existenz leugnen.

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