Montag, 1. Juli 2019

Welches ist das größte Gebot für Christen? Und: welches das schwierigste?

Welches Gebot ist das größte, das höchste? Was antwortest du für dich spontan?

Jesus gab auf diese Frage eine doppelte Antwort, die doch nur eine ist und in Wirklichkeit sogar alles: 
"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen ... [...] Das ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." (Mt 22,37–40)

Wie Jesus noch anfügt, hängen daran alle Gesetze und die Propheten. Das größte Gebot ist also ein Doppelgebot, das die Grundlage aller anderen ist. Wenn wir Gott lieben, müssen wir auch unseren Nächsten lieben. Es ist zwingend Folge der Liebe zum Vater, dass wir unsere Brüder und Schwestern, auch wenn wir sie mitunter ermahnen müssen, doch lieben. Wir sind Gottes Kinder, wir sind eins mit ihm, wenn wir die Bindung nicht willentlich lösen, so wir einmal im Stand der Nachfolge sind. 

Wie uns selbst: Sich selbst zu lieben ist oft eine Aufgabe, die vielen alles abverlangt. Zum einen haben wir es mit den offensichtlich Selbstverliebten zu tun, deren Eigenliebe keinen Platz mehr für andere lässt. So verkehrt sich diese Liebe in ein Nichts. Zu anderen aber mit jenen, die sich selbst niemals wertschätzen, die sich niemals als ausreichend empfinden. Sie sind (für sich selbst) zu hässlich, zu dumm, zu arm, zu langweilig, der Blick in den Spiegel schmerzt. In einer Welt, die den oberflächlichen Erfolg zelebriert, die es sogar weitgehend akzeptiert, dass dieses Zelebrieren nichts anderes ist, als ein Fake-Bild eines nichtexistierenden oder wenigstens verzerrten Ichs zu präsentieren. Auto, Haus und Urlaub auf Pump, das Gesicht glattgebügelt, die Brust operiert, die ach-so-tollen Kinder abseits von Facebook nur lästige Pflicht. Echt ist nichts davon, es ist ein Trugbild, das oftmals die Leere überdecken soll. Zu oft gelingt das, der gewünschte Effekt, Bewunderung und ein wenig Neid hervorzurufen, glückt öfter, als man denkt. 

"Spieglein, Spieglein an der Wand,
Sag mir, wer ist die erste Kanzlerin im Land?"


"Du! Aber du hast 0 Wählerstimmen hinter dir."

Foto aus: derstandard.at
Sidestep: Österreichs erste Kanzlerin wird laut Meinung eines Arztes dafür sorgen, dass die ohnehin schon boomende Schönheits"medizin" weiteren Zulauf erhält. Wie er lachend anmerkte, wäre das beste Mittel gegen Falten im Gesicht aber, "einen Bauch zu haben". Wer möchte dem klugen Mann widersprechen?
Übrigens: Gibt man auf Google Bierlein ein, ergänzt Google Schönheits-OP. Schlimmstes Zeugnis für missglückte Maßnahmen im Rebuilding.

Liebe: Sie ist mitunter eine Falle – alle zu lieben wird gleichgesetzt damit, alle zu tolerieren. Das ist selbstverständlich nicht gottgefällig, wenn wir etwa an den Monat Juni zurückdenken, der ganz im Zeichen der Liebe stand. Der Liebe für und von allen, schwul, trans-irgendwas, ganz egal. Die angeblich so unterdrückte Minderheit wurde von allen Konzernen und fast allen Regierungen emporgehoben, bis zum britischen Königshaus hinauf reichte die Ehrerbietung. Liebe bedeutet aber, auch auf Verfehlungen hinzuweisen. Was wäre aus uns geworden, hätten unsere Eltern darauf verzichtet, uns den Unterschied zwischen richtig und falsch beizubringen? Es ist der einzig gangbare pädagogische Weg, Lernende anzuweisen, wie sie am besten ans Ziel kommen, wie sie das meiste aus sich herausholen. Und so ist es auch theologisch: Religionen sind gleichwertig, Unterschiede in den Konfessionen nur da, um sie zu überwinden, das Ziel der Weltreligion analog zur Weltregierung scheint nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Alle sind gleich, alles ist gleich? Das würde bedeuten, alles wäre egal. Ist es aber nicht.

Die Liebe zu sich selbst ist auch die Zufriedenheit mit sich selbst. Hier gilt es, realistische Ziele zu haben. Nicht jeder wird einmal in den Top 10 der Hitparade landen, die meisten werden es beim Singen unter der Dusche belassen müssen. Wenn du an dir selbst zweifelst, überlege dir 3 Dinge, die an dir richtig gut sind. 3 ist viel, wie wir zuletzt festgehalten haben: Tres faciunt collegium!

Hast du 3 Dinge an dir gefunden, die vorbildlich sind, die anderen Freude bereiten, die dich ein wenig stolz machen? Dann hüte und kultiviere sie. Und dann kannst du ja weitere Aspekte an dir betonen und entwickeln. Der Blick in den Spiegel wird mit der Zeit immer erfreulicher. Andere zu lieben, anderen etwas zu gönnen wird dir fortan öfter und öfter gelingen.

Hast du dich einmal gefragt, was das schwierigste Gebot ist? Oder gehörst du ohnehin zu denen, die zufrieden sind, solange sie niemanden umgebracht haben? Nein. Besonders schwer ... da fallen dir sicher einige Kandidaten ein. Für mich ist es abermals die Liebe, und zwar in der Hinsicht, unsere Feinde zu lieben. Gar für sie zu beten. Ein Gebot, das fast übermenschlicher Größe bedarf. Ich gestehe: Ich bin schon froh, allen vergeben zu können, die mir Böses getan haben oder dies wollten. Allerdings fällt mir auf, dass sich die Zahl meiner "Feinde", seit ich Christ bin, in Richtung 0 entwickelt hat. 

Unser Vermögen, zu lieben, wächst mit dem Vermögen, zufrieden in den Spiegel zu blicken. Nicht aus purer Eitelkeit, Überheblichkeit oder Oberflächlichkeit. Es ist ein zufriedenes Lächeln, ein zufriedener Blick, weil du weißt: Ich bin wertvoll.

Vielleicht schaffen wir es, unseren echten Wert so weit zu steigern, dass wir auch noch Jesu Aufforderung, unsere Feinde zu lieben, umsetzen können. Wenn du das bereits kannst, sind Tipps willkommen.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen