Sonntag, 18. November 2018

Der Priester als Politiker – Propaganda reloaded

Die fragwürdige politische Haltung der (katholischen) Kirche war ja bereits vor Kurzem hier Thema, auch die Propaganda im Stile eines Politikers im Rahmen der Allerheiligen-/Allerseelengedenkfeier war vor rund 2 Wochen Anlass zum Kopfschütteln, wie auch das heutige Händeschütteln (wie bereits hier) ein solcher ist.
Wunderschön und eindringlich sind die Lesungen für diesen Sonntag. Aus dem Alten Testament, das mir wie bekannt nicht selten ein fragendes Stirnrunzeln ins Gesicht zaubert, wird aus dem Buch Daniel 12,13 gelesen, eine in diesem Fall absolut passende Ergänzung zu den Worten unseres Herrn aus Mk 13,2432. Es geht um die Zeichen der letzten Tage, um das Kommen Jesu auf den Wolken, um das Gericht und die Auferstehung der Auserwählten. Jesus sagt darin auch, dass Himmel und Erde vergehen werden, seine Worte aber nicht.

Ein langer, aber selbstgewählter Weg, der zu nichts
Sinnvollem führt. "Theologie" für Dauerbetroffene.
Besser geht man den Weg der Wahrheit und des Lebens.
Von diesem Herrenwort ausgehend den Sprung in die Politik und beinahe selbstredend zur Verurteilung missliebiger politischer Richtungen zu schaffen erscheint mir nicht zuletzt aufgrund der Wiederholung pathologisch. Der Priester begann, die Sprache in der Politik, das Umgehen der Politiker heutzutage miteinander zu verurteilen. Gut, er ist kein Historiker, ihm sind vermutlich z. B. Parlamentsprotokolle aus der 1. Republik unbekannt. Vielleicht empfindet er es auch als angebracht, dass die Spielregeln der Politik im Mittelalter einen Bannspruch (auch nicht unbedingt ein Mittel, das zu bestem Miteinander führt) beinhalteten, der allzu gern eingesetzt worden ist. 
Gut, soweit denkt nicht jeder, kann nicht jeder, will nicht jeder. 

Der Priester hätte es also beim allgemeinen Wettern über die verkommenen Politiker (die ich eh auch für verkommen halte, aber nicht nur aufgrund ihrer Sprache) belassen können, doch musste er doch noch anmerken, wen er besonders meint: die populistischen, die auch mit historisch belastetem Vokabular spielen. Na bumm, das wird die Pfarrgemeinde hoffentlich verstanden haben, unverblümter geht es ja kaum. Kurz überlegte ich, ob er jene Populisten von links meint, die behaupteten, mit der Arbeitszeitänderung müssten wir dann alle täglich 12 Stunden arbeiten, aber nein, selbstverständlich meinte er die Rechtspopulisten.

Dann erkennt man, wie viele Menschen der Priester eigentlich damit beleidigt hat. Man blickt in die Runde, sieht das Kirchenvolk – quasi die letzten Getreuen, in diesem Fall wohl masochistisch Veranlagten – die zu einem guten Teil meines Wissens zu den bösen Anhängern der bösen Populisten gehören, diese jedenfalls nicht verurteilen. Und man sieht diesen Spalt, der durch die Kirche geht, der nicht selten gerade den angepassten Klerus vom Kirchenvolk trennt. Im Sinne der wahren Wandlungsworte kam mir der Gedanke, ob Dreifalt, der Blog nicht für alle, sondern für viele, hier nicht mehr Vox populi ist, als bisher angenommen.

Das Händeschütteln zog sich in einigen Bänken solange, dass der Priester bereits liturgisch fortsetzte, während sich Großfamilie und Nachbarschaft immer noch lachend dem Friedensgruß hingegeben hat. Mit dem Husten rundherum doppelt besorgniserregend. Selbstverständlich kam es auch wieder zu Selbstdarstellungstendenzen sowie auch der Spende der Kommunion aus ungeweihten (dafür aber ausgiebig "behusteten") Händen für die Hälfte der Messbesucher. 

Zugleich war es Thema, wie man mehr Menschen an die Kirche binden könne bzw. ihnen das Gefühl der Zugehörigkeit ob ihrer Taufe vermitteln könne. Da scheint man mir aktuell auf das falsche Pferd zu setzen. 

Ob dich Messbesucher, eine Messdienerin oder sonst jemand mit Viren kontaminiert – ich wünsche dir eine kräftige Gesundheit, wo die Kälte nun über uns kommt, aber auch Gelassenheit, wo Stressoren auftreten!

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